Optimistischer Blick in die Zukunft

Tristan Horx ist Sprecher und Autor am Zukunftsinstitut, dem von seinem Vater Matthias Horx gegründeten Think Tank. In einer aktuellen Dokumentation zum Megatrend Gesundheit befasst er sich mit dem Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf das Gesundheitssystem der Zukunft.

BKK VBU Tristan Horx

Ich finde, generell alle Krankenkassen sollten solidarisch sein.

Tristan Horx, Foto: Klaus Vyhnalek

  • Gesundheit ist ein Thema, das Menschen zu allen Zeiten beschäftigt hat. Warum erklärt das Zukunftsinstitut sie jetzt zum Megatrend?
Ein Grund ist die Überalterung unserer Gesellschaft. Die Menschen werden immer älter, bleiben dabei aber viel gesünder, aktiver und lebenslustiger als früher. Dazu hat der Megatrend Gesundheit schon jetzt viel beigesteuert.
  • Sie gehen davon aus, dass wir künftig mehr Verantwortung übernehmen und zum Manager unserer eigenen Gesundheit werden. Werden die Menschen davon nicht überfordert?
Absolut. Deshalb müssen wir darüber nachdenken, welche Rolle Ärzte in Zukunft spielen sollen. Heute ist es doch so: Wenn krank bin, gehe ich zum Arzt. Und wenn ich gesund bin, sehe ich meinen Arzt nie wieder – bis ich wieder krank werde. So verbinde ich meinen Arzt nur mit Krankheit und habe in der Zeit, in der ich daran arbeiten sollte, gesund zu bleiben, kein Coaching. Wenn ich hingegen einen Arzt als Gesundheitsberater zur Seite habe, ist das mit der Eigenverantwortung nicht mehr so schwierig.
  • Sie sagen auch voraus, dass Gesundheit zum Statussymbol wird: Ist das nicht ungerecht, weil sozial schwache Menschen benachteiligt werden können?
Das ist doch jetzt schon so. Neue Ansätze und Behandlungen werden zuerst bei den Eliten ankommen. Aber andererseits: Dafür sind die dann die Versuchskaninchen. Gesundheit ist schon immer und wird auch in Zukunft zu einem gewissen Grad eine Klassenfrage sein.
  • Gesetzliche Krankenversicherungen wie die mkk sind nicht gewinnorientiert, sondern basieren auf dem Prinzip der Solidarität. Wird das so bleiben können?
Ich finde, generell alle Krankenkassen sollten solidarisch sein. Eine Krankenversicherung, die nach Profit strebt, ist kein zukunftsfähiges Modell. Solidarität dagegen ist zukunftsgerichtet. Gesundheit darf nicht mit Profit in Verbindung gebracht werden – und da ist Solidarität ein guter Gegenmechanismus. Allerdings funktioniert ein System wie die gesetzliche Krankenversicherung nur, solange es genügend junge, gesunde Versicherte gibt. Aber das ändert sich mit dem demografischen Wandel – vor allem wenn man bedenkt, dass die älteren Menschen immer länger leben und damit das System weiter beanspruchen werden. Eine Lösung kann darin bestehen, dass es in Zukunft mehr darum gehen wird, gesund zu bleiben anstatt Krankheiten zu behandeln. Gelingt das, entstehen viel weniger Kosten im Gesundheitssektor.
  • Was bedeutet die Digitalisierung für den Gesundheitssektor?
Es sollten weniger die Daten, sondern vielmehr die zwischenmenschlichen Kontakte im Vordergrund stehen. Wenn digitalisiert wird, dann doch bitte nur dort, wo es sinnvoll ist, und nicht, weil das Digitalisieren so schön ist. Niemand will mit einem Roboter kommunizieren, wir wollen lieber mit Menschen reden. Digitalisierung sollte dazu beitragen, dass sinnvolle Vernetzungen geschaffen werden, Menschen zusammengebracht werden – wie zum Beispiel in der Altenpflege. Digitalisierung könnte auch Ärzte und Pfleger so entlasten, dass sie mehr Zeit für das Gespräch mit Ihren Patienten haben. Vernetzung kann zudem eine wichtige Rolle beim Gesundbleiben spielen: Digital können Patienten viel häufiger mit ihrem Arzt in Kontakt treten.
  • Das sind alles Möglichkeiten der Vernetzung, die wir heute schon kennen. Wie sieht es denn in Therapie und Forschung aus?
Seit eh und je wird Technologie zur Bekämpfung von Krankheiten eingesetzt. Das wird auch so bleiben. Nur hat die Digitalisierung den medizinischen Fortschritt noch nicht so beschleunigt, wie man sich das anfangs erhofft hat. Trotzdem wird künstliche Intelligenz viel verändern. Zum Beispiel in der Radiologie: Ein Algorithmus wird Bilder bald besser auslesen können als ein Mensch. Der ist dann der Experte, der die Ergebnisse bewertet und entscheidet, wie es weitergeht. Ohne dass er vorher schon 500 andere Bilder anschauen musste.
  • In Ihrer Dokumentation zeichnen Sie ein durch und durch rosiges Bild unserer Zukunft. Ist dieser Optimismus gerechtfertigt?
Pessimismus und Schwarzmalerei haben noch nie die Welt verändert. Betrachten wir Zahlen und Fakten zu Themen wie Gesundheit, Krankheit und Tod ganz nüchtern, befinden wir uns am besten Zeitpunkt, an dem die Menschheit je war. Vor diesem Hintergrund wäre es doch ein reiner Luxus, nicht optimistisch zu sein.
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