Tipps gegen unerfüllte Sexualität in Beziehungen
Wünsche äußern, Grenzen setzen, Nein sagen – nicht immer einfach. Oft haben wir Angst, unseren Partner zu enttäuschen oder haben es nicht gelernt, emotionalem Druck standzuhalten. Das können wir lernen – mit ein bisschen Übung und viel Selbstachtung.
Manchmal haben wir nicht gerade den besten Sex unseres Lebens. Vielleicht haben wir uns noch nicht auf einen neuen Partner eingestellt, vielleicht weiß er noch nicht genau, was wir wollen oder macht etwas, was uns gar nicht gefällt.
Zum einen fehlt uns schlicht die Übung. Während wir in der Schule jahrelang Gleichungen und Vokabeln pauken, haben wir nie so lange geübt, über unsere geheimsten Wünsche zu sprechen oder auf nette und selbstbewusste Art Nein zu sagen. Gerade beim Sex, wo wir uns buchstäblich vor dem anderen nackt machen, fehlt uns ein ganzes Repertoire an Ausdrücken für unsere Emotionen, Bedürfnisse und Empfindlichkeiten.
Wie können wir uns das aneignen? Es hilft, sich die Verhaltensweisen und die Sprache der Menschen anzuschauen, deren Souveränität wir bewundern. Das können Freunde oder Eltern sein, aber auch Filmfiguren oder Blogger, denen wir folgen. Wie reagieren sie in den Situationen, die uns selbst Probleme bereiten? Was macht ihre Souveränität aus? Wie würden sie ein Nein begründen? Wenn uns bestimmte Formulierungen gefallen, können wir sie uns zu eigen machen, um langsam unser "Vokabular für schwierige Situationen" aufzubauen. Wir können uns auch fragen: Was würde Person X in einer solchen Situation tun? In einer solchen Übertragung fällt uns das oft leichter, die richtigen Worte zu finden. Und mit etwas Übung, dann auch unsere eigenen. Um dem Problem tiefer auf den Grund zu gehen, müssen wir uns fragen, was uns genau daran hindert, so selbstbewusst zu sein, wie wir es gern wären. Sind wir zu nett? Ein selbstbewusstes und nett formuliertes Nein muss ja nicht unbedingt Menschen vor den Kopf stoßen – vielleicht müssen wir einfach lernen, wie das geht.
Ängste überwinden
Oft machen es uns diverse Ängste schwer, unsere Wünsche zu äußern: Wir fürchten es, den Partner zu überrumpeln, als "verklemmt" oder im Gegenteil "zu wild" dazustehen oder auch inkonsequent zu wirken, weil wir lange so getan haben, als sei alles in Ordnung. Wie gehen wir am besten vor? Wenn wir glauben, unsere Wünsche könnten unseren Partner überrumpeln oder verstören, sollten wir uns fragen: Schätzen wir unseren Partner richtig ein oder ist es nur unsere Angst, die spricht? Was genau erwarten wir von unserem Partner – und was sollten wir von ihm erwarten? Schließlich sollte er uns so akzeptieren, wie wir sind. Klar ist, dass unerfüllte Bedürfnisse auf Dauer jede Beziehung gefährden können. Deshalb sollten wir uns Zeit für ein Gespräch nehmen, und zwar bald, denn je länger wir nichts unternehmen, desto schwieriger wird es. Und selbst, wenn der Partner zunächst überrumpelt oder enttäuscht ist – der erste Schritt zu einer ehrlichen Kommunikation ist getan.
Die eigenen Bedürfnisse klarmachen
Nehmen wir an, der Sex ist schlecht und wir haben Angst, es unserem Partner zu sagen. Wer sich genau überlegt, was nicht gut läuft, führt am Ende ein besseres Gespräch. Berührt unser Partner uns nicht da, wo er sollte? Auf eine andere Art, als wir es gern hätten? Drückt er zu fest, streichelt er zu sanft oder reibt stundenlang die gleiche Stelle? So schön es manchmal wäre, kann unser Partner höchstwahrscheinlich keine Gedanken lesen. Also bleibt nur eins: Nett, aber bestimmt zu sagen, was er besser machen kann oder was wir absolut nicht ausstehen können. Im besten Fall können wir unseren Partner direkt beim Sex bitten, dass er statt X bitte lieber Y machen soll, weil uns genau das ganz-ganz wuschig mache. In anderen Fällen ist ein längeres Gespräch außerhalb des Bettes nötig. In jedem Fall führt Ehrlichkeit meistens eher zu einem besseren Sexleben, auch wenn sie zunächst Überwindung kostet. Manchmal ist uns selbst nicht klar, was wir genau anders haben wollen, was eine wunderbare Möglichkeit ist, sich – zusammen mit dem Partner oder allein – auf eine Entdeckungstour zu begeben.
Druck in der Partnerschaft
Oft fällt es uns aber auch schwer, unsere wahren Bedürfnisse zu artikulieren, weil jemand großen Druck auf uns ausübt oder uns sogar Schuldgefühle macht. Vielleicht haben wir auch in vergangenen Beziehungen oder in unserer Kindheit und Jugend viel Druck erfahren und es fällt uns schwer, unseren Mund aufzumachen, weil wir negative Reaktionen fürchten. Das kann auch unbewusst sein – es hilft, sich zu fragen, was genau wir fürchten und ob das wirklich so schlimm ist. Wenn wir generell dazu neigen, "erstmal lieber nichts zu sagen", dann sollten wir unsere Verhaltensmuster überdenken. Gerade wenn man noch ungeübt ist, seine Wünsche zu äußern, hilft es, regelmäßig in sich hineinzuhorchen und bei Bedarf zu sagen: "Das fühlt sich gerade nicht richtig an". Und sich klarzumachen: Die eigenen Wünsche sind wichtig genug, um sie nicht zu ignorieren oder in sich hinein zu stopfen.
Wenn wir jedoch regelmäßig Probleme haben, in einer Partnerschaft Gehör zu finden, sollten wir genau analysieren: In welchen Situationen? Welche Reaktion des Partners fürchten wir? Macht er uns Schuldgefühle? Druck in einer Beziehung ist nicht immer leicht zu erkennen und reicht von Überrumpelung zu Manipulation durch Schmeicheleien, Mitleidstour, "Breitquatschen" oder gar emotionale Erpressung. Hier sollten wir uns fragen: Drohen mir Konflikte, Zurückweisung oder Streit, wenn ich mich so verhalte, wie ich es gerade brauche? Interpretiert mein Partner mein "normales" Verhalten als negativ? Und welche Bedürfnisse kann ich nicht bei ihm äußern? Manchmal sind wir es uns selbst nicht bewusst, dass wir emotionalen Druck ausüben, denn viele unserer Beziehungsmuster übernehmen wir von früheren Beziehungen oder von den Eltern. Also sollte man sanft, aber bestimmt das Verhalten des Partners hinterfragen und ihm klar sagen, was nicht geht. Hört er nicht darauf, dann müssen wir die Verantwortung für uns selbst übernehmen und entscheiden, wie wir auf unsere Bedürfnisse achten. Vielleicht müssen wir Distanz suchen, womöglich hilft auch eine Paar- oder Einzeltherapie, die Konflikte zu lösen. In jedem Fall ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir erst noch lernen müssen, uns selbst echtes Verständnis für unsere Wünsche und Respekt vor unseren Grenzen entgegenzubringen. Und wenn es mal nicht klappt, und wir doch nachgeben, nicht allzu streng mit uns sein – schließlich lernen wir noch.
Auf den Punkt gebracht
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Sei nett zu dir selbst.
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Lerne, deine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, und andere werden das ebenfalls tun.
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Übe, deine Gefühle auszudrücken: "Ich fühle mich gerade überwältigt.", "Ich benötige eine kurze Pause.", "Ich bin gerade verwirrt.", "Das gefällt mir gerade nicht."
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Denke an eine Person, die du für ihre Souveränität bewunderst. Frage dich: "Was würde diese Person in dieser schwierigen Situation für mich sagen?"
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Analysiere deine Ängste: Wovor hast du Angst? Kommt der Druck von dir selbst oder von außen? Ist er wirklich gerechtfertigt?
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Bleibe in stressigen Situationen bei dir selbst: "Ich fühle...", "Ich denke..." und "Ich brauche..." sind konstruktiver als "Du machst das immer falsch!" oder "Warum bist du immer so zu mir?"
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