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Sex im Islam: Mythen & Fakten, die du kennen solltest

Viele Menschen denken, dass der Islam eine lustfeindliche Religion ist. Aber stimmt das wirklich? Welche sexuellen Praktiken sind laut Koran erlaubt? Und wie hält es der Islam mit Themen wie Verhütung oder Homosexualität?

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Welche Rolle spielt Sex im Islam?

Junges islamisches Paar sitzt in einem Café

Die Vorstellung, dass alle Musliminnen und Muslime prüde sind, ist definitiv falsch. Wenn sie in dem von der Religion vorgegebenen Rahmen ausgelebt wird, gilt Sexualität im Islam sogar als sehr positive Energie.

In den meisten muslimischen Ehen ist Geschlechtsverkehr ein wichtiger Teil der Beziehung. Die körperliche Liebe soll nicht nur der Fortpflanzung dienen. Sie soll auch Vergnügen bereiten und die emotionale Bindung zwischen den Eheleuten stärken.

Dennoch: Über Sex zu sprechen, ist für viele Musliminnen und Muslime ein Tabu. Gerade muslimische Jugendliche trauen sich daher oft nicht, diesbezügliche Fragen zu stellen.

Zudem sind einige von ihnen unsicher, welche sexuellen Praktiken mit den religiösen Überzeugungen ihrer Familie vereinbar sind. Umso wichtiger ist eine umfassende sexuelle Aufklärung.

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Sex vor der Ehe – ein Tabu?

Laut des traditionellen Islam soll Sex ausschließlich in der Ehe stattfinden. Sexuelle Kontakte vor der Ehe sind verboten.

Daher befürworten viele muslimische Eltern eine frühe Heirat ihrer Kinder. So hoffen sie, ein voreheliches Ausleben des Sexualtriebs zu verhindern.

Wer dennoch Sex vor der Ehe hat, übertritt ein wichtiges Gebot der Religion. Laut dem Koran kann es sogar bestraft werden.

In den meisten muslimischen Kulturen wird die Regel, keinen Sex vor der Ehe zu haben, sehr ernst genommen und streng befolgt. Es gibt aber auch liberalere Familien, die eine selbstbestimmte Sexualität bereits ab dem 16. Lebensjahr tolerieren.

Genauso wie vorehelicher Sex sind Seitensprünge während der Ehe ein großes Tabu. Verheiratete Musliminnen und Muslime sollen einander treu sein und uneingeschränkt Verantwortung füreinander übernehmen. Dies gilt auch in anderen Religionen, beispielsweise im Christentum.

Verhütung im Islam: Was ist erlaubt, und was nicht?

Der Islam verbietet Verhütung grundsätzlich nicht. Allerdings gibt es hier sehr unterschiedliche Standpunkte und Auslegungen.

In der Regel ist eine Verhütung erlaubt, sofern die folgenden 3 Kriterien erfüllt sind:

  • Die Gesundheit wird durch die Verhütung nicht geschädigt.
  • Eine bereits befruchtete Eizelle wird durch die Verhütung nicht zerstört.
  • Eine Schwangerschaft ist weiterhin möglich.

Der letzte der 3 Punkte bedeutet beispielsweise, dass Sterilisation verboten ist. Andere Verhütungsmethoden wie Kondome oder hormonelle Verhütung hingegen werden von den meisten Musliminnen und Muslimen akzeptiert.

Es gibt zudem Überlieferungen aus dem Koran, die darauf hindeuten, dass der Prophet Mohammed Verhütung gebilligt und sogar selbst praktiziert hat.

Verhütungsmittel geordnet nach ihrer Sicherheit

Wie gut ein Verhütungsmittel wirkt, gibt der so genannte Pearl Index an. Er misst, wie viele von 100 Frauen ungewollt schwanger werden, wenn sie ein Jahr lang eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer ist die Verhütungsmethode.

Verhütungsmethode Einstufung Pearl Index
Hormonimplantat sehr sicher 0,1
Hormonspirale sehr sicher 0,1-0,2
Kupferspirale oder –kette sehr sicher 0,6-08
Drei-Monatsspritze sicher 0,2-4
Pille sicher 0,3-7
Vaginalring sicher 0,3-7
Verhütungspflaster sicher 0,3-7
Kondom weniger sicher 2-13
Frauenkondom weniger sicher 5-21
Diaphragma unsicher 16

Sex und Islam: Kritische Bereiche und Regeln

Sexualität ist ein sehr weites und vielschichtiges Thema. Jeder Mensch hat eine bestimmte sexuelle Orientierung und unterschiedliche Vorlieben.

Doch wie steht der Islam zu verschiedenen Facetten der Sexualität? Und wie lassen sich diese mit religiösen Traditionen wie Ramadan vereinbaren?

Im Folgenden schauen wir uns einige Bereiche an und klären, welche Regeln der Islam in puncto Sex jeweils vorschreibt.

 

Homosexualität

Homosexuelle Menschen werden vom Islam nicht toleriert. In vielen islamisch geprägten Staaten droht ihnen sogar die Todesstrafe. Laut Koran ist Geschlechtsverkehr zwischen Männern eine Sünde, die den Zorn Gottes auf sich zieht.

 

Menstruation

Im Islam wird Menstruation als ein „Leiden“ der Frau betrachtet. Während der Regelblutung ist Frauen in vielen muslimischen Gesellschaften das Beten, Fasten und Betreten von Moscheen untersagt. Auch Sex ist in der Zeit der Menstruation verboten.

 

Ramadan

Während des Fastenmonats Ramadan ist Sex nur außerhalb der Fastenzeiten gestattet. Das heißt, dass Ehepartner nur in der Zeitspanne ab dem Fastenbrechen nach Sonnenuntergang bis zum Fastenbeginn bei Sonnenaufgang miteinander schlafen dürfen. Nach dem Geschlechtsverkehr sollten beide Partner eine Ganzkörperwaschung durchführen.

 

Selbstbefriedigung

Da Masturbation im Koran nicht erwähnt wird, ist unklar, ob die Religion die Praxis erlaubt.

Viele muslimische Gelehrte sind jedoch der Meinung, dass Selbstbefriedigung sowohl für Männer als auch für Frauen eine Sünde ist.

Von dieser Regel gibt es nur wenige Ausnahmen. Wenn etwa der Samen des Mannes aus medizinischen Gründen untersucht werden muss, ist Masturbation gestattet.

 

Anal- und Oralverkehr

Anal- und Oralverkehr sind im Westen durchaus verbreitete sexuelle Praktiken. Im Islam herrscht jedoch größtenteils Einigkeit darüber, dass Analverkehr zu den verbotenen Geschlechtspraktiken zählt.

Beim Oralverkehr ist das Verbot weniger klar. Einige muslimische Gelehrte argumentieren jedoch, dass die Beimischung kleiner Urinmengen beim Oralverkehr möglich ist. Im Gegensatz zu Sperma und Scheidensekret gilt Urin im Islam als unrein.

 

Nacktsein

Einige muslimische Religionsgelehrte vertreten die Ansicht, dass Ehepartner beim Sex nicht vollständig nackt sein dürfen. Andere meinen, dass Nacktsein beim Sex in Ordnung ist, solange Frauen und Männer sich während der körperlichen Liebe nicht zu genau ansehen.

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Tipps für muslimische Jugendliche

Gruppe von Freunden, die sich zu Hause umarmen

In vielen muslimischen Familien wird über Sex nicht gesprochen.

Vielleicht hast du selbst schon die Erfahrung gemacht, dass deine muslimischen Eltern ausweichend oder ablehnend reagiert haben, wenn du ihnen Fragen zu Verhütung oder Selbstbefriedigung gestellt hast.

Allerdings sollte das kein Grund für dich sein, dich nicht zu informieren oder sogar Angst vor Sexualität zu haben.

Wir haben einige Tipps zu dem Thema für dich zusammengestellt.

 

Informiere dich über Sexualität

Wissen über Sexualität ist einer der wichtigsten Schlüssel, um sie verantwortungs- und lustvoll leben zu können. Wenn du Fragen zu Sex oder Verhütung hast, solltest du dich daher nicht scheuen, dich über diese Themen zu informieren.

Im Internet findest du viele seriöse Quellen. Vielleicht gibt es auch erwachsene Personen in deiner Familie oder in deinem Freundeskreis, denen du vertraust und mit denen du sprechen kannst.

 

Kommuniziere respektvoll mit deiner Familie

Es ist nachvollziehbar, dass du frustriert bist, wenn deine Familie deinen Fragen ausweicht. Oft ist es für Jugendliche auch mit viel Scham verbunden, ihre Unklarheiten und Ängste beim Thema Sex zu thematisieren.

Trotzdem solltest du weiterhin respektvoll mit deiner Familie kommunizieren. Erkläre ihnen, warum du unsicher bist, und versuche, auch für sie Verständnis zu entwickeln.

Vermutlich wurde in den Familien deiner Eltern genauso wenig über Sex gesprochen, weshalb Gespräche über das Thema für sie erstmal ungewohnt sind.

 

Suche dir Unterstützung

Für Fragen im sexuellen Bereich gibt es viele vertrauenswürdige Anlaufstellen. In einigen Städten werden Beratungen angeboten, in denen du alles fragen kannst, was du über Sex und Verhütung wissen möchtest.

Oft ist es einfacher und mit weniger Scham verbunden, wenn du mit einer fremden Person über diese Themen sprichst. Außerdem kann natürlich auch der Austausch im Freundeskreis hilfreich sein.

Vielleicht haben einige deiner Freunde schon ähnliche Erfahrungen gemacht oder Wissen erworben, das sie mit dir teilen können.

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Fazit: Passen Islam und Sexualität zusammen?

Obwohl der Mythos sich hartnäckig hält, ist der Islam keine prüde oder verklemmte Religion. Sexualität gilt vielmehr als eine positive Energie, die die Verbindung zwischen Ehepartnern stärken kann.

Allerdings spricht die Religion auch einige strikte Verbote aus, wenn es um das Thema Sex geht. Untersagt sind neben vorehelichem Geschlechtsverkehr unter anderem auch Analverkehr und gleichgeschlechtlicher Sex.

Zugleich wird in den meisten konservativen muslimischen Familien nicht offen über Sex und Verhütung gesprochen. Damit muslimische Jugendliche sich dennoch über diese Themen informieren können, ist eine sexuelle Aufklärung in der Schule wichtig. Auch Beratungsstellen oder Vertrauenspersonen im Familien- und Freundeskreis können wichtige Kontakte sein.

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