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Soziale Ängste

Es gibt Situationen, die sind für die meisten Menschen eine Herausforderung: vor Publikum zu sprechen, allein auf eine Party zu gehen, die ersten Tage im neuen Job. Einigen kostet das besonders viel Kraft: Sie sind schüchtern, introvertiert oder unsicher in sozialen Situationen und im Umgang mit anderen. Wir haben mit Dipl. Sozialpädagoge Christian Zottl über die Ursachen und Auswege gesprochen.

  • Ist soziale Angst mehr als nur Schüchternheit?

Man sollte hier grundsätzlich zwischen Schüchternheit, sozialer Angst und Sozialer Phobie unterscheiden. Schüchternheit ist eine individuell mehr oder weniger ausgeprägte Neigung, bei Begegnungen mit (insbesondere) fremden Menschen eher ängstlich oder unsicher zu reagieren. Soziale Angst wird häufig mit Sozialer Phobie gleichgesetzt. Dabei kommt es aus meiner Sicht aber darauf an, wie stark die soziale Angst ist, über welchen Zeitraum diese auftritt und welche Folgen sich daraus für die Einzelnen ergeben. Die Übergänge zwischen normalen (sozialen) Ängsten und krankhafter Angst sind fließend. Je stärker und länger sich die Angst äußert, desto mehr wird sie die Betroffenen beinträchtigen und desto höher wird auch der Leidensdruck. Soziale Phobie ist die entsprechende – im ICD 10 beschriebene – psychische Erkrankung.

  • Wann spricht man von "Sozialer Phobie"?

Kurz gesagt, wenn die Beeinträchtigung aufgrund der sozialen Ängste für die Betroffenen zu einem nachhaltigen Problem werden. Diese können in quasi allen sozialen und häufig auch in Prüfungssituationen auftreten, sind oftmals mit körperlichen Symptomen (Zittern, Erröten, Schwitzen, Harndrang, Herzrasen, Atemnot etc.) verbunden und können sich bis zu Panikattacken steigern. Typisch ist auch bei dieser Form der Angsterkrankungen die "Angst vor der Angst2 und entsprechendes Vermeidungsverhalten.

Der Experte

Dipl. Sozialpädagoge Christian Zottl

Christian Zottl ist Diplom Sozialpädagoge (FH) und lebt mit seiner Familie im Chiemgau. Er studierte in Berlin und arbeitete danach einige Jahre in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Risikoforschung.

Seit 2012 ist er bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V., seit 2014 als Geschäftsführer. Außerdem ist er noch als systemischer Coach und Supervisior sowie als Bergwanderführer tätig.

  • Welche Folgen können soziale Ängste haben?

Je stärker und nachhaltiger die sozialen Ängste anhalten, desto mehr werden die Betroffenen in ihrem Selbstwert geschwächt und auch daran gehindert, ihre Potenziale auszuschöpfen und ihre Ziele zu erreichen. Es ist ein Teufelskreis und echtes Handicap. Häufig führt das zu Folgeerscheinungen wie starker Isolation und Vereinsamung sowie Erkrankungen wie Sucht und Depression.

  • Wo liegt die Ursache für soziale Ängste?

Bei den Ursachen spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Es gibt ganz klar eine genetische Disposition, das Aufwachsen, der Umgang mit Ängsten in der Familie, Lernen am Modell, individuelle ggf. auch traumatische Erfahrungen und natürlich auch die aktuelle Lebenssituation spielen eine Rolle.

  • Was kann man dagegen tun?

Es kann sicher nicht schaden, zu verstehen, woher die sozialen Ängste kommen und welche Zusammenhänge hier in der familiären Herkunft und Biographie eine Rolle spielen. Ganz entscheidend ist aber, im Hier und Heute sich den angstbesetzten Situationen zu stellen, achtsam mit sich und den eigenen Grenzen umzugehen und gezielt am eigenen Selbstwert und Wohlbefinden zu arbeiten. Häufig lohnt es sich, Fragen wie folgende zu stellen: Was oder wer ist mir wirklich wichtig im Leben? Was oder wer tut mir gut? Was möchte ich in den nächsten Jahren noch erreichen und welche Vorhaben muss ich ggf. aufgeben? Welche Erwartungen haben ich selbst an mich, welche kommen von anderen? Welche davon kann ich realistisch erfüllen, welche muss ich vielleicht ganz bewusst enttäuschen? Womit bin ich zufrieden, wofür dankbar?

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