Boreout bekämpfen: Was Betroffene tun können

Bist du oft gelangweilt bei der Arbeit? Achtung, das könnte ein Boreout sein! In diesem Artikel erfährst du, wie permanente Unterforderung am Arbeitsplatz nicht nur deine Motivation, sondern auch deine Gesundheit beeinträchtigen kann. Erfahre, wie du Boreout erkennst und effektiv dagegen vorgehst.

Inhaltsverzeichnis

Vom Burnout hast du bestimmt schon einmal gehört. Selbst Prominente wie der Koch Tim Mälzer oder der Skispringer Sven Hannawald haben ihr Leiden öffentlich gemacht. Sie waren ausgebrannt und hatten Suizidgedanken.

Viel weniger bekannt ist hingegen das Boreout, die chronische Unterforderung. Statt Aufgaben, die Spaß machen, ist am Arbeitsplatz eher wenig zu tun oder man hat kaum Verantwortung. Auf Dauer kann das krank machen, wenn man sich unterfordert fühlt. Und letztlich zu einem Boreout führen.

Beide Krankheiten sind schlecht für die Psyche. Wir gehen ihnen auf den Grund.

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Definition von Boreout

Das Boreout beschreibt einen Zustand von Langeweile, Unterforderung und Desinteresse im Beruf. Dieser Zustand kann zu emotionaler Erschöpfung und Unzufriedenheit führen.

Körper und Geist fühlen sich gelangweilt und es kommt zu einer Art innerer Kündigung. Man spricht dann vom sogenannten „Boreout-Syndrom“.

Das weit verbreitete, aber nach wie vor unterschätzte Phänomen beschrieben der Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und der Autor Peter R. Werder erstmalig 2007. Treffen kann es alle, die eintönige, wenig fordernde und unbefriedigende Tätigkeiten ausüben – und nichts dagegen unternehmen.

Was sind typische Boreout-Symptome?

Es gibt verschiedene Anzeichen, woran du ein Boreout erkennen kannst. Auch wenn mehrere dieser Anzeichen auftreten, muss das noch nicht heißen, dass du an einem Boreout leidest. Dennoch solltest du aufmerksam werden, wenn sich folgende Symptome bei dir häufen:

  • häufige grippale Infekte oder Erkältungen
  • Rückenschmerzen, Verspannungen
  • Antriebslosigkeit
  • Gefühl der Sinnlosigkeit
  • Müdigkeit
  • Desinteresse an der Arbeit
  • Verdauungsprobleme
  • Herz-Kreislauf-Krankheiten
  • Schlaflosigkeit
  • Kopfweh
  • Tinnitus
  • Erschöpfung
  • passiv-aggressives Verhalten

In der Regel treten diese Symptome auf, wenn die psychische Gesundheit nicht mehr im Gleichgewicht ist. In der Praxis kann das dann zum Beispiel so aussehen:

  • Der Arbeitstag für eine Verkäuferin oder einen Verkäufer fühlt sich quälend lang an, wenn nach dem Weihnachtsgeschäft kaum Kundinnen und Kunden im Laden sind.
  • Eine Warenprüferin leidet, weil sie ihre kreative Ader viel lieber als Goldschmiedin einsetzen würde.
  • Frustriert kann auch der Tischler sein, der statt Fenster lieber Möbel bauen möchte.

Vielleicht bist auch du am Arbeitsplatz chronisch unterfordert?

„Bei einem Bore-out können Menschen ihre Fähigkeiten nicht richtig einsetzen, weil entweder zu wenig Aufgaben da sind oder die fachlichen Anforderungen nicht mit den Fähigkeiten des Mitarbeiters zusammenpassen. Wenn Menschen unter diesem Missverhältnis leiden, beginnt das Bore-out“, fasst der Coach Stefan H.G. Duwensee das Phänomen zusammen.

Wichtig ist, sich von der Unterforderung nicht zu sehr herunterziehen zu lassen. Sonst kann er zu Krankheiten wie einer Alokoholsucht oder Depressionen führen.

Studien deuten auf zunehmende Problematik hin

Laut Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fühlen sich 5 Prozent der Beschäftigten mengenmäßig und 13 Prozent fachlich unterfordert.

Laut einer Umfrage des Karriereportals AVANTGARDE Experts finden sogar 41 Prozent der Arbeitnehmenden, dass ihr Potenzial nicht ausgeschöpft wird. Vor allem den Jüngeren drohe ein Boreout. 47 Prozent der 18- bis 34-Jährigen gaben an, dass sie wertvoller für das Unternehmen sein könnten und sich unterfordert fühlen.

Boreout vs. Burnout

Im Grunde genommen verhält sich das Boreout genau gegenteilig zum Burnout. Während ein Burnout oft durch Überarbeitung und Stress verursacht wird, entsteht ein Boreout durch permanente Unterforderung und Langeweile im Job.

Was jedoch Boreout und Burnout gemeinsam haben, ist die gesundheitliche Belastung, die mit beiden Syndromen einhergeht. Sowohl Boreout als auch das Burnout können Depressionen oder andere psychische Erkrankungen begünstigen. In beiden Fällen sind die Betroffenen unglücklich und oft antriebslos.

Das kannst du gegen ein Boreout tun

Beobachte dich selbst

Frage dich: Wie werde ich glücklich? Die Antwort darauf kann helfen, aus dem Bore-out herauszukommen.

Versuche auch herauszufinden, welche Aufgaben dich besonders langweilen und welche Symptome du verspürst. Mach dir bewusst: Es ist nicht dein persönliches Versagen, dass es dir so geht, und dass der Zustand nichts mit Faulheit oder Arbeitsverweigerung zu tun hat. Oft trifft ein Bore-out besonders motivierte Menschen.

Ergreife die Initiative und übernimm Eigenverantwortung

Sprich deine Chefin oder deinen Chef auf die bestehenden Probleme an und versuche, eine gemeinsame Lösung zu finden. Hab keine Angst vor diesem Gespräch, denn auch eine Chefin oder ein Chef hat Interesse an motivierten und zufriedenen Mitarbeitenden.

Mancher Führungskraft fällt es schwer, verantwortungsvolle Aufgaben zu delegieren. Oder das Thema geht im Tagesgeschäft unter. Ziehe dich in diesem Fall nicht zurück, sondern bleibe hartnäckig. Bereite dich gut auf das Gespräch vor, überlege dir, welche Aufgaben dich fördern würden.

Such dir einen Ausgleich

Wenn du dich auf ein Gespräch mit deiner Chefin oder deinem Chef vorbereitest oder in Verhandlungen stehst, kann es helfen, sich außerhalb dieser Zeit Herausforderungen zu suchen.

Engagiere dich ehrenamtlich, lerne eine neue Sprache oder Fertigkeit oder gestalte etwas in deinem Wohnumfeld um. Das fördert deine Resilienz und dein Selbstbewusstsein. Oder mach Sport. Sport hilft gegen Depressionen.

Dein Leben ist mehr als dein Job. Eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist Gold wert. Sie hilft dir dabei, neue Energie zu tanken und dich auch außerhalb der Arbeit mit etwas anderem zu beschäftigen.

Mach einen Realitäts-Check

Manchmal gibt es einfach zu wenig Arbeit, im Handel oder Tourismus kennt man die Saure-Gurken-Zeit. Frage dich: Ist das ein temporärer Leerlauf?

Wenn ja, wie lange kannst du das aushalten, oder wie kannst du für dich einen Ausgleich schaffen? Oder sind die Abläufe kaum veränderbar, etwa, wenn Mitarbeitende sehr monoton Maschinen bedienen müssen, oder wenn Aufgabenbereiche sehr spezialisiert sind?

Ist es vielleicht doch an der Zeit, über einen Jobwechsel nachzudenken? Welche Schritte kannst du in diese Richtung gehen?

Nutze die Zeit für Weiterbildungen

Durch Weiterbildungen hast du die Möglichkeit, dich kognitiv auf andere Weise auszulasten. Danach bist du vielleicht auch motiviert, dich beruflich umzuorientieren, den Job zu wechseln oder auf eine neue Stelle mit mehr Verantwortung und neuen Aufgaben zu bewerben.

Such dir Hilfe

Hast du das Gefühl, dass du dein Boreout nicht allein bewältigen kannst, solltest du dir professionelle Unterstützung holen. Eine erste Anlaufstelle kann eine Arztpraxis sein. Manchen hilft auch ein Coaching oder eine Therapie.

In manchen Fällen steckt hinter einem Boreout vielleicht auch eine ganz andere Ursache. Das kannst du gemeinsam mit einem Profi herausfinden.

Auch wir von der mkk – meine krankenkasse sind für dich da, zum Beispiel mit Gesundheitskursen oder mit Unterstützung, wie du eine Spezialistin oder einen Spezialisten für die Verbesserung deiner mentalen Gesundheit findest.

Was Unternehmen gegen Boreout tun können

Auch Unternehmen beziehungsweise Führungskräfte können Langeweile und Frustration bei ihren Mitarbeitenden entgegenwirken.

Aufgabenrotation und Job-Enrichment:

Durch das Rotieren von Aufgaben und das Anreichern von Jobs mit vielfältigeren und herausfordernderen Tätigkeiten können Mitarbeitende stärker gefordert und gefördert werden. Dies verhindert Monotonie und Unterforderung.

Regelmäßige Mitarbeitergespräche:

Durch regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitenden können Führungskräfte besser erkennen, wenn sich Anzeichen von Unterforderung zeigen. In diesen Gesprächen können gemeinsam Lösungen entwickelt und neue Herausforderungen identifiziert werden.

Fort- und Weiterbildungsangebote:

Unternehmen können aktiv Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen anbieten, um die Entwicklung der Mitarbeitenden zu fördern und sie für anspruchsvollere Aufgaben zu qualifizieren.

Flexible Arbeitsgestaltung:

Flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit zu Homeoffice oder Job-Sharing können dazu beitragen, dass Mitarbeitende ihre Arbeit besser mit persönlichen Interessen und Bedürfnissen vereinbaren können. Dies kann die Motivation und Zufriedenheit erhöhen.

Feedback-Kultur fördern:

Eine offene Feedback-Kultur, in der Mitarbeitende ermutigt werden, Rückmeldungen zu geben und zu erhalten, kann dazu beitragen, dass Probleme wie Unterforderung frühzeitig erkannt und adressiert werden.

Projektbasiertes Arbeiten:

Die Einführung von projektbasiertem Arbeiten ermöglicht es Mitarbeitenden, an unterschiedlichen Aufgaben mit verschiedenen Teams zu arbeiten. Dies fördert die Abwechslung und ermöglicht neue Lernerfahrungen.

Empowerment der Mitarbeitenden:

Mitarbeitende zu ermutigen, eigene Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, kann das Engagement und die Zufriedenheit steigern.

Work-Life-Balance unterstützen:

Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance, wie beispielsweise Angebote zur Gesundheitsförderung, können helfen, das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu erhöhen und somit auch präventiv gegen Bore out wirken.

Fazit: Auch chronische Langeweile kann krankhaft werden

Eine permanente Unterforderung im Job kann mittelfristig zu einem gesundheitlichen Problem werden. Das Thema Boreout ist häufiger anzutreffen als man denken mag.

Wenn auch du dich in den oben beschriebenen Symptomen wiederfindest, ist es Zeit für anspruchsvollere Aufgaben und Veränderung.

Vom Boreout Betroffene reden meist nicht so gerne darüber, aber genau hier solltest du ansetzen. Such dir eine vertraute Person und sprich über deine Probleme. Das ist der erste Schritt zur Verbesserung.

Auch wir als deine Krankenkasse sind für dich da, wenn es um Unterstützung für deine mentale Gesundheit geht.

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Wichtige Fragen zum Boreout

Was kann man gegen ein Boreout tun?

Veränderung deiner Arbeitssituation kann dir dabei helfen, nicht mehr permanent unterfordert zu sein. Kannst du in deinem Job wenig ändern, sind auch Weiterbildungen, neue Hobbys und der Fokus auf eine Work-Life-Balance sinnvoll, um ein Bore out zu vermeiden.

Wie entsteht ein Boreout?

Ein Boreout kann entstehen, wenn du dich beim Arbeiten dauerhaft unterfordert fühlst. Du kündigst dir dann selbst im wahrsten Sinne des Wortes. Die dauerhafte Unterforderung führt schließlich zu weniger Motivation, zu Frust und zu Antriebslosigkeit.

Was ist schlimmer: Burnout oder Boreout?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn für Betroffene sind Burnout und Boreout dann schlimm, wenn sie in ihrem Leben nicht mehr glücklich und zufrieden sind. Im Unterschied zum Burnout wird das Boreout heute noch häufig unterschätzt.

Ist Boreout eine anerkannte Krankheit?

Wie das Burnout ist das Boreout keine anerkannte Krankheit. Allerdings können sich aus dem Boreout-Syndrom langfristige psychische oder körperliche Krankheiten entwickeln.

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