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Alkoholsucht – Ursachen, Folgen, Therapie

Wie entsteht Alkoholsucht? Woran erkenne ich, dass jemand alkoholabhängig ist? Und welche Folgen hat ein hoher Alkoholkonsum? Diese und andere Fragen beantworten wir hier ausführlich für dich.

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Was versteht man unter Alkoholsucht?

Alkohol ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Es wird mit einem Sekt angestoßen, ein „Feierabendbier“ zur Stressbewältigung getrunken oder Alkohol auf Festen konsumiert.

Der Weg zur Alkoholabhängigkeit verläuft meist fließend und schleichend. Viele Menschen bekommen den Zeitpunkt oftmals schlicht nicht mit, ab wann sie abhängig von Alkohol sind. Viele verleugnen es auch.

Tatsächlich lässt sich Alkoholsucht nicht an einer bestimmten Menge von konsumierten Getränken festmachen. Auch Entzugserscheinungen allein sind kein relevantes Kriterium, um eine Sucht zu diagnostizieren.

Allgemein wird von Alkoholabhängigkeit gesprochen, wenn innerhalb eines Jahres drei von sechs Kriterien zutreffen:

  1. Die betroffene Person verspürt ein hohes Verlangen nach Alkohol oder hat einen Zwang, Alkohol zu trinken.
  2. Die betroffene Person wird zunehmend toleranter in Bezug auf die Wirkung. Sie muss immer mehr Alkohol konsumieren, um eine gewünschte Wirkung zu erzielen.
  3. Die betroffene Person trinkt weiter, obwohl bereits Folgeschäden und auf Alkoholkonsum zurückzuführende Gesundheitsschäden vorhanden sind.
  4. Die betroffene Person kann kaum kontrollieren, wann sie anfängt und aufhört zu trinken.
  5. Die betroffene Person zeigt körperliche Entzugserscheinungen, wenn sie keinen oder nur wenig Alkohol zu sich nimmt.
  6. Die betroffene Person vernachlässigt Interessen anderer, um stattdessen Alkohol zu konsumieren.

 

Keyfacts zum Alkoholismus

Knapp 3 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholsüchtig. Rund 300.000 Personen werden aufgrund ihrer Sucht ärztlich behandelt (Quelle: Alkoholatlas Deutschland 2022).

Im Durchschnitt wird Alkoholsucht erst nach 10 bis 15 Jahren behandelt. Das bedeutet, dass die Betroffenen bereits mehr als ein Jahrzehnt alkoholabhängig waren.

Wie kann man abhängig von Alkohol werden?

Grundsätzlich gibt es nicht die eine Ursache, die zu Alkoholabhängigkeit führt. Mehrere Faktoren spielen eine Rolle. Dazu zählen:

  • die eigene Persönlichkeit
  • genetische Veranlagungen
  • externe Faktoren wie das persönliche Umfeld
  • Lernprozesse aus der Kindheit, zum Beispiel wie die Eltern mit Alkohol umgegangen sind

Somit kann jeder Mensch alkoholabhängig werden.

Gut zu wissen: Alkohol spricht unterschiedliche Rezeptoren in unserem Gehirn an und kann so zum Beispiel negative Gefühle dämpfen und positive Emotionen verstärken. Durch diese Wirkung entsteht das hohe Suchtpotenzial. Es macht Alkohol vergleichbar mit anderen Drogen wie Marihuana, Ecstasy und Amphetaminen.

Heimtückisch ist, dass Menschen bei regelmäßigem Alkoholkonsum eine Toleranz gegenüber der Wirkung entwickeln. Sie benötigen dann immer mehr Hochprozentiges, um Wut und Angst zu dämpfen oder um „gut drauf“ zu sein.

Im Gehirn erzeugt Alkohol eine Art „Suchtgedächtnis“. Das bedeutet, dass unser Gehirn auch bei längerer Abstinenz nicht „vergisst“, wie vermeintlich gut der Konsum getan hat.

Insgesamt haben somit soziale, psychische und auch physische Faktoren Einfluss auf eine mögliche Alkoholsucht. Hier ein Überblick:

Körperliche Faktoren Psychische Faktoren Soziale Faktoren
Genetische Veranlagung Traumatisierung Kulturelle Einflüsse, „Bräuche“
Geschlecht Psychische Erkrankungen wie Ängste, Zwänge oder Depressionen Gruppenzwang
Schmerzen oder Schlafprobleme Geringes Selbstwertgefühl Finanzielle Probleme

Die häufigsten Folgen von übermäßigem und regelmäßigem Alkoholkonsum

Riskanter Alkoholkonsum oder Alkoholsucht können die Lebenserwartung von Frauen und Männern deutlich senken. Alkohol gilt als ursächlich für mehr als 200 verschiedene körperliche Leiden. So wirkt er sich negativ auf Zellen, Organe und unser Verhalten aus.

Fast jedes Organ kann durch übermäßiges Trinken von Alkohol Schaden nehmen. Neben körperlichen Folgen kann Alkoholsucht auch soziale Folgen nach sich ziehen oder unsere mentale Gesundheit beeinträchtigen.

Von Bluthochdruck bis Leberzirrhose

Mögliche körperliche Folgen von zu hohem Alkoholkonsum:

  • Schlaganfall
  • Sodbrennen
  • Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Leberzirrhose
  • Epileptische Anfälle, Zittern und Delir
  • Hepatitis
  • Hodenschrumpfung
  • Nervenschäden
  • Muskelschwund
  • Potenzprobleme
  • Herzschwäche
  • Bluthochdruck
  • Herz-Rhythmus-Störungen
  • Hautveränderungen
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Übergewicht (erfahre in unserem Ratgeber, wie du gesund abnehmen kannst)
  • Geschwächtes Immunsystem

Mögliche psychische Folgen einer Alkoholsucht:

  • Demenz
  • Persönlichkeitsveränderung
  • Phobien (Ängste)
  • Depressionen
  • Verringerte Reaktionsfähigkeit

Mögliche soziale Folgen von Alkoholabhängigkeit:

  • Verringerung sozialer Kontakte
  • Höhere Unfallgefahr
  • Verminderte Leistungsfähigkeit und Gefährdung der Arbeitsfähigkeit
  • Eingeschränkte Mobilität durch Fahruntüchtigkeit

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Alkoholiker erkennen – diese Anzeichen können dabei helfen

Du hast Angst, dass jemand in deinem Umfeld alkoholkrank sein könnte? Dann solltest du verstärkt auf diese Anzeichen achten:

Verhalten Aussehen
Die betroffene Person wird immer unzuverlässiger und vergisst Verabredungen oder Termine. Gründe werden dafür häufig nicht oder sehr spät genannt. Die Person zeigt ungewöhnliche Hautrötungen an der Nase (Rhinophym/ „Säufernase“) und im Gesicht.
Die betroffene Person wird körperlich oder verbal immer häufiger aggressiv. Das kann besonders dann passieren, wenn du die Person auf ihren Konsum von Alkohol ansprichst. Die Person leidet an starker Schuppenflechte und Ekzemen.
Dein Gegenüber spielt seinen Alkoholkonsum vehement herunter. Die Person schwitzt ungewöhnlich stark.
Die Person zeigt ihr Desinteresse an dir oder anderen immer häufiger. Die Achsel- und Schambehaarung geht vor allem bei Männern stark zurück.
Der oder die Betroffene nimmt immer weniger am sozialen Leben oder an Freizeitaktivitäten teil. Wunden heilen schlechter oder nur sehr langsam.
Es gibt gravierende Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen. Du erkennst dein Gegenüber auch in vertrauten Situationen nicht wieder.

Selbstverständlich bedeutet es nicht automatisch, dass jemand alkoholabhängig ist, wenn eines dieser Anzeichen vorhanden ist. Dennoch kann die Häufung dieser Symptome ein Hinweis für dich sein, als nahestehende Person aufmerksam zu bleiben.

Gut zu wissen: In Deutschland behandeln über 100 Fachkliniken Alkoholabhängige. Für die teilstationäre oder stationäre Behandlung stehen fast 10.000 Betten zur Verfügung. Teilstationär bedeutet in diesem Fall, dass die erkrankten einige Behandlungen in einer Klinik durchführen, zum Schlafen aber wieder nach Hause gehen. Stationär bedeutet, dass die Behandlung mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden ist.

Behandlung der Alkoholabhängigkeit in 3 Stufen

Der erste Schritt zur Behandlung einer Alkoholsucht ist der Entzug. Dieser ist mit schweren körperlichen Herausforderungen verbunden.

  • Ambulanter Entzug: In rund 2 Wochen werden die Betroffenen ärztlich bei ihrem Entzug begleitet. Die Begleitung übernimmt dann in der Regel eine Arztpraxis.
  • Stationärer Entzug: Bei einer starken Alkoholabhängigkeit hilft meist nur der stationäre Entzug. In diesem Fall gehen die Betroffenen in ein Krankenhaus, wo sie mit medizinischer Begleitung entgiftet werden. Dabei werden unter anderem auch die Vitalfunktionen kontrolliert oder es wird zusätzlich mit Medikamenten gearbeitet, die die Entzugserscheinungen abmildern.

Nach der Entgiftung gibt es stationäre oder ambulante Therapiemöglichkeiten. Hier finden Einzel- oder Gruppengespräche statt. Je nach Schwere der Alkoholsucht werden die Therapien als Kurzzeittherapie (6 bis 8 Wochen) oder Langzeittherapie (12 bis 16 Wochen) durchgeführt.

Ziele der Therapie sind unter anderem, dass die Betroffenen lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und Lösungsstrategien zu entwickeln. Ebenso soll das Rückfallrisiko gesenkt werden.

Der dritte Schritt ist die Nachsorge. Dabei wird versucht, erlernte Lösungsstrategien zu festigen. Hierbei werden auch Angehörige eingebunden, oder es wird Kontakt zu lokalen Selbsthilfegruppen gesucht.

Gut zu wissen: Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt nicht alle Behandlungsmethoden bei einem Alkoholentzug zu 100 Prozent. Versicherte sollten deshalb im Vorfeld genau nachfragen, welche Kosten und Methoden von der GKV getragen werden. Wichtig ist auch: Langzeittherapien bei einer Alkoholsucht müssen bei der Rentenversicherung beantragt werden. Für die Einweisung in eine stationäre Klinik benötigen Betroffene eine Überweisung von einem Arzt.

Fazit: Alkoholsucht kann jeden treffen

Grundsätzlich kann jeder Mensch alkoholabhängig werden. Das liegt daran, dass es sehr viele Faktoren gibt, die zu einer Alkoholsucht führen können.

Das Schlimme daran: Der Weg in die Alkoholabhängigkeit verläuft eher schleichend. Niemand ist von heute auf morgen Alkoholiker.

Umso wichtiger ist es deshalb, den eigenen Alkoholkonsum im Blick zu behalten. Gleichzeitig solltest du auch im eigenen sozialen Umfeld auf mögliche Verhaltensänderungen von Freunden oder Verwandten achten. So steigt die Chance, eine Alkoholsucht erst gar nicht entstehen zu lassen oder frühzeitig therapeutisch handeln zu können.

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FAQ: Häufige Fragen zur Alkoholabhängigkeit

Wann fängt schädlicher Alkoholkonsum an?

Der Grat zwischen Genuss und Abhängigkeit ist oftmals sehr schmal. Die Menge des getrunkenen Alkohols ist dabei nicht allein maßgeblich. Vielmehr solltest du aufmerksam werden, wenn

  • du Schuld- und Schamgefühle wegen deines Alkoholkonsums entwickelst.
  • Angehörige oder Freunde dich auf deinen Alkoholkonsum ansprechen.
  • du regelmäßig mehr alkoholische Getränke trinkst als du eigentlich wolltest.
  • du deine Alkoholmenge deutlich steigerst und an mehreren Tagen in der Woche trinkst.

Gut zu wissen: Wissenschaftlich wird meist mit dem Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) gearbeitet. Der Test hilft Ärztinnen und Ärzten dabei, eine mögliche Alkoholsucht anhand wissenschaftlich fundierter Fragen zu erkennen.

Bin ich Alkoholiker, wenn ich allein Alkohol trinke?

Grundsätzlich bedeutet allein Alkohol zu trinken nicht, dass man alkoholsüchtig ist. Solltest du allerdings regelmäßig und öfter eine große Menge Schnaps, Bier oder Wein allein trinken, kann das ein Hinweis auf ein mögliches Alkoholproblem sein. Auch körperliche Entzugssymptome und die Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums sind Warnsignale.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich professionelle Unterstützung bei einem Alkoholproblem brauche?

Wenn du Hilfe bei deinem eigenen Alkoholproblem oder einem Problem bei Freunden oder Verwandten benötigst, kannst du dich an eine Suchtberatungsstelle in deiner Gemeinde oder deinem Bezirk wenden. In der Suchtberatung erhältst du weitere Hilfestellungen und auch Tipps für Behandlungsmöglichkeiten oder den Umgang mit Betroffenen.

Wer übernimmt die Kosten für einen Alkoholentzug und eine Therapie?

Die Kosten für einen Alkoholentzug werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Allerdings werden dabei nicht alle Behandlungsmethoden bezahlt.

Welche Phasen der Alkoholsucht gibt es?

Eine Alkoholsucht entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Der Weg in die Alkoholabhängigkeit kann anhand folgender Phasen nachgezeichnet werden.

  1. Voralkoholische Phase: Alkohol wird immer häufiger zur Lösung von Problemen eingesetzt.
  2. Einleitungsphase: Die Gedanken der Betroffenen kreisen immer häufiger um den Alkoholkonsum. Es besteht ein starkes Verlangen nach Alkohol.
  3. Kritische Phase: Der Alkohol führt zur Persönlichkeitsveränderung und Stück für Stück zum Kontrollverlust in Alltag und Beruf.
  4. Chronische Phase: Es treten körperliche Störungen auf und die körperliche Abhängigkeit nimmt zu. Meist ist diese Phase gleichbedeutend mit sozialem Abstieg.

Wie kommt man am besten vom Alkohol los?

Der Weg vom Alkohol weg bedeutet zuerst, seine eigenen Trinkgewohnheiten zu analysieren. Im nächsten Schritt kannst du selbst versuchen, weniger Alkohol zu trinken. Stellst du fest, dass dir das sehr schwerfällt, solltest du dir professionelle Unterstützung von deiner Hausärztin, deinem Hausarzt oder einer Suchtberatungsstelle suchen. Auch deine Krankenversicherung kann dir bei der Suche nach Experten weiterhelfen.

Was kann ich als Angehörige tun, wenn ich denke, dass jemand aus meinem Umfeld ein Alkoholproblem hat?

Stellst du fest, dass ein Familienmitglied, Freunde oder der/die Partner:in deutlich mehr Alkohol konsumiert, als gut für die Person ist, solltest du das nicht ignorieren. Sprich die betroffene Person am besten ruhig und sachlich an. Teile ihr mit, was du beobachtet hast. Verbinde deine Beobachtungen aber nicht mit Forderungen.

Alkoholkranke Menschen sind körperlich und psychisch abhängig und können ihre Sucht nicht von heute auf morgen abstellen. Mach am besten Vorschläge für Selbsthilfegruppen oder Therapeuten und bleib vor allem geduldig.

Wie sind die Behandlungsprognosen bei einer Alkoholsucht?

Wer einmal alkoholsüchtig war, wird es immer bleiben, auch wenn er oder sie „trocken“ ist. Aus diesem Grund ist jeder Tag ohne Alkohol nach einer Therapie ein erfolgreicher Tag. Und selbst ein Rückfall ist erst einmal nur ein „Vorfall“, nach welchem wieder erneut Abstinenz zum Ziel wird.

Wie schnell regeneriert der Körper nach überwundener Alkoholabhängigkeit?

Wer es schafft, vom Alkohol loszukommen, tut seinem Körper etwas Gutes. Und der Körper verzeiht tatsächlich viel:

  • Schon nach zwei bis vier Wochen nach dem Entzug verbessert sich das Immunsystem.
  • Nach zwei bis vier Wochen verbessert sich der Schlaf.
  • Nach rund vier Wochen wird das Hautbild von Alkoholkranken besser.
  • Nach einem bis zwei Monaten regenerieren Magen und Gehirn.
  • Die Leber sowie die Blutwerte werden schon nach sechs Wochen ohne Alkohol besser.

Allerdings hängt die Regeneration des Körpers auch maßgeblich davon ab, wie viel und in welchem Grad der Körper bereits durch den Alkoholkonsum geschädigt wurde. Deshalb gilt: Je früher Alkoholsüchtige behandelt werden, desto besser.

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