Schmerztherapie
Bei der Schmerztherapie geht es darum, den Menschen Lebensqualität zurückzugeben. Für viele Patienten ist Schmerzfreiheit nicht mehr erreichbar. Sie lernen mit dem Schmerz zu leben. Da hinter Schmerzen oft auch seelische Komponenten stecken, setzt die Therapie an verschiedenen Ansatzpunkten an.
Seit Jahren bohrt es im Rücken, jeden Tag brummt der Kopf: Die Patienten, die ins Schmerzzentrum Berlin kommen, haben vorher jede Menge andere Ärzte um Rat gefragt. Der Schmerz hat sich tief in den Körper eingegraben und festgefressen. Bei vielen hat sich die Persönlichkeit verändert, denn chronische Schmerzen wirken wie Folter. "Schmerzfreiheit ist für die meisten unserer Patienten nicht erreichbar. Es geht darum, dass der Schmerz nicht mehr ihr Leben bestimmt", erklärt Dr. Jan-Peter Jansen, der ärztliche Leiter des Schmerzzentrums.
Das klappt zunächst am besten mit Medikamenten – Opiaten oder Cannabis zum Beispiel. Der Schmerz bleibt, fühlt sich aber an "wie durch fünf geschlossene Türen", wie es einer seiner Patienten ausgedrückt hat. Welches Mittel in welcher Dosierung hilft, das müssen die Patienten zuerst lernen. "Und sie lernen dann zu reagieren, wenn es nach Rauch riecht, statt zu warten bis der ganze Dachstuhl brennt."
Die Schmerzmedizin arbeitet mit der sogenannten multimodalen Therapie, einem individuell abgestimmten Therapieplan, bei dem verschiedene Ansätze kombiniert werden. Ziel ist es, ein individuelles, auf die Beschwerden abgestimmtes Vorgehen festzulegen. Die nicht-medikamentösen Therapien sollen den Patienten vor allem dabei helfen, ihren Alltag zu bewältigen. Hinter chronischen Schmerzen stecken körperliche, aber oft auch seelische Komponenten.
Elemente der multimodalen Behandlung
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Medikamente
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Bewegungstherapie wie Physiotherapie oder Krankengymnastik
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Sport- und Ergotherapie
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Massagen
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Wärme- oder Kälteanwendungen
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Entspannungstechniken wie autogenes Training
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Patientenseminare
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Musik- und Kunsttherapie
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Anthroposophische Therapieansätze wie Wickel oder Bäder
"Unser Körper ist nicht nur Mechanik, sondern auch ganz viel Seele. Gerade der Rücken ist ein Tummelplatz der Seele", erklärt Dr. Jan-Peter Jansen. Deshalb ist das Konzept der multimodalen Therapie ganzheitlich, die Behandlung kann ambulant, aber auch stationär erfolgen.
Die Schmerzmedizin setzt zunehmend auf ein partnerschaftliches Arzt-Patienten-Verhältnis. Deshalb stand der Deutsche Schmerzkongresses 2017 unter dem Thema "Gemeinsam entscheiden". Die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft haben darüber diskutiert, wie Arzt und Patient gleichberechtigt zusammenarbeiten. Ein Gefühl von Augenhöhe ist auch Dr. Jan-Peter Jansen besonders wichtig: "In meinem Behandlungszimmer stelle ich meinen Stuhl immer so ein, dass ich dem Patienten gut in die Augen sehen kann. Wir verstehen uns als Wegweiser und der Patient soll mitentscheiden, welchen Weg wir gehen. Deshalb erklären wir viel und schreiben verständliche Arztbriefe. Denn wenn der Patient versteht was wir tun, ist das Ergebnis immer besser."
Freude am Leben wiederfinden
Wenn du unter chronischen Schmerzen leidest, besprich dies zuallererst mit deinem Hausarzt. Viele Allgemeinmediziner sind in der Schmerzmedizin gut aus- und weitergebildet und überweisen bei Bedarf an Schmerzmediziner. Auch die Krankenkassen beraten ihre Versicherten.
Allgemein gilt: Je früher du Hilfe holst, desto besser. Vielen Patienten hilft es auch, sich mit anderen in Selbsthilfegruppen auszutauschen. Und vielen gelingt es trotz chronischer Schmerzen wieder zu einem lebenswerten Leben zurückzufinden – mit Hobbys, mit Zeit für Familie und Freunde.
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