Fibromyalgie
Die Fibromyalgie lässt sich nur schwer fassen. Betroffene leiden unter quälenden Schmerzen im ganzen Körper, aber kein Laborwert, keine Röntgenaufnahme macht die Krankheit sichtbar. Und keine Therapie hilft. Die Patienten müssen lernen, die Schmerzen in Schach zu halten und die guten Stunden des Tages für sich zu nutzen.
"Häufig wird die Krankheit unterschätzt. Selbst viele Ärzte glauben, dass die Patienten in Wirklichkeit gar nichts haben", erklärt Dr. Jan-Peter Jansen, ärztlicher Leiter des Schmerzzentrums Berlin. Die Symptome sind nicht eingebildet: Das charakteristische Anzeichen für die Fibromyalgie ist der lang anhaltende Muskelschmerz. Er kann im ganzen Körper auftreten, häufig betroffen sind Schultern, Nacken, Rücken, Arme und Beine. Schon mittags sind die Patienten total erschöpft. Meist schlafen sie schlecht und sind den ganzen Tag müde. Nach großer Anstrengung sind sie total gerädert. Oft kommen auch Depressionen dazu. Die Symptome variieren je nach Tagesform. Schätzungen zufolge leiden etwa zwei Prozent der Deutschen unter Fibromyalgie, die meisten davon sind Frauen.
Außerdem kann die Fibromyalgie nicht durch Bluttests, MRT- oder Röntgenuntersuchungen festgestellt werden. Vielmehr müssen andere körperliche Ursachen ausgeschlossen werden.
Hilfe durch Schmerzskizze
Die Deutsche Fibromyalgie Vereinigung rät Patienten alle körperlichen und seelischen Beschwerden zu dokumentieren. Hilfreich sei auch eine Schmerzskizze, in die Patienten einzeichnen, wie stark der Schmerz an welchen Stellen auftritt. Dr. Jansen geht davon aus, dass bei den Betroffenen die körpereigene Schmerzabwehr nicht funktioniert: "Bei gesunden Menschen besteht die Schmerzabwehr aus zehn Leuten mit Ritterrüstung, mit Pfeil und Bogen, mit Pistolen und Gewehren. Beim Fibromyalgie-Patienten stehen da nur fünf Leute – und die haben keine Waffen und keine Lust. Jeder Windstoß wirft die Patienten einfach um."
Vier Stunden schmerzfrei ist ein Erfolg
Fibromyalgie ist nicht heilbar, die Therapie zielt darauf ab die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und Lebensqualität zurückzugewinnen. Im Schmerzzentrum Berlin macht Dr. Jansen gute Erfahrungen mit Cannabis und setzt auf Patienten-Seminare. "Wir vermitteln unseren Leuten, dass sie keine Kraft darauf verwenden sollen nach Ursachen oder Therapien für ihr Leiden zu suchen. Wenn die Patienten pro Tag vier Stunden haben, in denen die Schmerzen erträglich sind, sollen sie diese Zeit genießen. Und den Rest des Tages sollen sie versuchen nicht zu jammern, denn sonst will niemand mit ihnen zusammen sein. Sie müssen lernen, mit ihrem Handicap glückliche Momente zu erleben."
Was hilft, ist höchst individuell. Bei der Schmerz-Bewältigung werden deshalb verschiedene Behandlungsansätze ausprobiert.
- Von schonender Bewegung wie Schwimmen und Spazierengehen
- über Wärme- oder Kälteanwendungen,
- Yoga und autogenes Training bis hin zu
- alternativen Therapien wie Akupunktur.
Viele weitere Informationen und Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen findest du übrigens auch auf der Internetseite der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung.
Neuropathischer Schmerz: wenn es auf die Nerven geht
Übrigens: Die Fibromyalgie ist eine Schmerzkrankheit, sie gehört aber nicht zu den neuropathischen Schmerzen. Diese werden durch Schädigungen im Nervengewebe ausgelöst. Die Ursachen für diese Schädigungen sind sehr vielfältig – darunter Gürtelrosen, Diabetes oder Bandscheibenvorfälle.
Nicht immer lässt sich die Ursache aber genau diagnostizieren. Der neuropathische Schmerz tritt meist plötzlich und scheinbar grundlos auf. Wie auch immer sich der Schmerz zeigt: Wenn du das Gefühl hast, dass der Schmerz seinen Warncharakter verloren hat, wende dich an deinen Hausarzt.
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