Erkältung durch Zugluft: Was ist dran am Mythos?

Du sitzt im Büro, ein Fenster ist gekippt, und plötzlich weht ein kühler Luftzug über deinen Nacken. Am nächsten Morgen kratzt der Hals, die Nase läuft, der Nacken ist verspannt. Ist das Zufall – oder steckt mehr dahinter? In diesem Artikel klären wir, ob Zugluft wirklich Erkältungen verursachen kann, was im Körper dabei passiert und wie du dich schützt.

Was ist eigentlich Zugluft?

Zugluft entsteht, wenn zwei Luftströme mit unterschiedlicher Temperatur aufeinandertreffen – zum Beispiel warme Luft im Zimmer und kühlere Außenluft. Durch diese Bewegung entsteht ein Luftzug, der punktuell auf deinen Körper trifft. Das fühlt sich oft unangenehm an, besonders im Nacken- und Rückenbereich.

Typische Alltagssituationen:

  • Gekipptes Fenster + geöffnete Tür = Durchzug
  • Direkt angeströmte Klimaanlage im Auto
  • Luftzug im Schlafzimmer bei offenem Fenster

Was passiert im Körper bei Zugluft?

Zugluft allein macht dich nicht automatisch krank. Aber sie kann bestimmte Reaktionen im Körper auslösen, die unangenehm werden.

So reagiert dein Körper:

  • Muskelverspannungen: Kälte lässt Muskeln verkrampfen, vor allem im Nacken oder Rücken.
  • Schleimhäute reagieren empfindlich: Kalte Luft trocknet die Schleimhaut in Nase und Rachen aus. Dadurch wird die natürliche Schutzfunktion geschwächt.
  • Lokal abgekühlte Hautpartien können durch sogenannte Verdunstungskälte stärker auskühlen, was die Durchblutung vermindert.

Besonders die Schleimhäute in der Nase sind dann anfälliger für das Eindringen von Viren.

Macht Zugluft krank? – Ein Faktencheck

Das Gerücht, dass Zugluft Erkältungen verursacht, hält sich hartnäckig – aber stimmt es?

Die Fakten:

  • Eine Erkältung durch Zugluft ist nicht direkt möglich – denn Erkältungen werden ausschließlich durch Viren verursacht.
  • Studien (zum Beispiel Universität Cardiff, 2015) zeigen: Kalte Luft kann das Infektionsrisiko erhöhen, wenn Viren bereits im Körper lauern.
  • Zugluft kann Schleimhäute reizen, was die Abwehr schwächt – ein indirekter Zusammenhang.
Faktor Mögliche Folge Zugluft beteiligt?
Rhinoviren Erkältung mit laufender Nase, Husten etc. ❌ Nein
Kalter Luftstrom im Nacken Verspannung, Kopfschmerzen ✅ Ja
Trockene Schleimhäute Reizung in Nase und Rachen ✅ Ja
Reduzierte Durchblutung Lokale Abwehrschwäche ⚠️ Indirekt

Häufige Beschwerden durch Zugluft

Auch wenn keine echte Infektion entsteht, kann Zugluft spürbare Beschwerden verursachen.

Typische Symptome:

  • Nacken- und Schulterschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • „Zugluft-Ohr“ – Druckgefühl oder Reizung
  • Trockene oder gereizte Schleimhäute
  • Laufende Nase, obwohl du nicht erkältet bist

Merke: Viele verwechseln diese Symptome mit einer Erkältung – dabei fehlt meist der virale Auslöser.

Warum kalte Luft das Risiko für eine Infektion erhöhen kann

Dein Körper kommt täglich mit Viren in Kontakt. Normalerweise erkennt dein Immunsystem diese sofort – oft sogar, bevor du Symptome bemerkst. In manchen Fällen schlummern diese Erreger jedoch „unsichtbar“ im Körper – ohne dass du direkt krank wirst.

Wenn du nun starker Kälteeinwirkung durch Zugluft oder kalte Umgebungsluft ausgesetzt bist, können mehrere Dinge passieren:

Das passiert im Körper:

  • Die Blutgefäße in Nase und Rachen ziehen sich zusammen, um Wärme zu sparen. Dadurch gelangen weniger Immunzellen in das betroffene Gewebe.
  • Die Schleimhaut trocknet aus, wodurch Viren leichter eindringen können (siehe Abschnitt oben).
  • Gleichzeitig sinkt lokal die Temperatur – und viele Viren vermehren sich bei Kälte sogar besser als bei Körpertemperatur.

Das bedeutet: Die körpereigene Abwehr wird an Ort und Stelle geschwächt, während eventuell bereits vorhandene Viren plötzlich „die Oberhand gewinnen“. Eine Infektion, die dein Immunsystem vorher noch unter Kontrolle hatte, kann sich nun durchsetzen – und typische Symptome wie laufende Nase, Halskratzen oder Gliederschmerzen auslösen.

Warum trockene Schleimhäute ein Risiko sind

Die Schleimhäute in Nase und Rachen sind Teil deiner ersten Abwehrlinie gegen Krankheitserreger. Sie sind ständig damit beschäftigt, eingeatmete Viren, Bakterien und Staubpartikel abzufangen – und genau dabei spielt der sogenannte Schleimfilm eine wichtige Rolle.

Bei trockener Luft oder Zugluft passiert Folgendes:

  • Die Schleimproduktion nimmt ab – der schützende Film wird dünner oder reißt.
  • Die sogenannten Flimmerhärchen (kleine Härchen auf den Schleimhautzellen) bewegen sich langsamer oder stellen ihre Tätigkeit sogar ein.
  • Dadurch werden Viren nicht mehr effektiv abtransportiert, sondern können sich leichter auf der Schleimhaut ansiedeln und vermehren.

Das heißt konkret: Auch wenn Zugluft keine Erkältungen verursacht, kann sie die natürlichen Schutzmechanismen schwächen. Damit erhöht sie indirekt das Risiko, dass Viren wie Rhinoviren sich festsetzen und eine Erkältung mit laufender Nase, Husten oder Halsschmerzen auslösen.

Schutz vor Zugluft: So beugst du Beschwerden vor

Mit einfachen Maßnahmen kannst du dich gut vor unangenehmer Zugluft schützen – ohne auf frische Luft zu verzichten.

Die 5 besten Tipps:

  1. Stoßlüften statt Dauerkippfenster: So kommt frische Luft rein, ohne dass du frierst.
  2. Arbeitsplatz gut wählen: Nicht direkt zwischen Fenster und Tür sitzen.
  3. Schutz für Nacken und Schultern: Schal oder Kapuze hilft gegen Verdunstungskälte.
  4. Auto-Klimaanlage nie direkt auf Gesicht richten.
  5. Im Schlafzimmer: Vor dem Schlafen lüften, Fenster danach schließen oder abdecken. Lies hier mehr Tipps zu gesundem Schlaf.

Wann solltest du zum Arzt?

Treten stärkere Symptome auf, lohnt sich ein Besuch bei deiner Ärztin oder deinem Arzt – vor allem, um eine echte Infektion auszuschließen.

Warnzeichen:

  • Fieber, starke Halsschmerzen oder Husten
  • Laufende Nase über mehrere Tage
  • Ohrenschmerzen oder Schwindelgefühle
  • Verspannungen, die nicht von selbst verschwinden

FAQ: Häufige Fragen rund um Zugluft

Kann eine Erkältung durch Zugluft entstehen?

Nein. Zugluft allein verursacht keine Erkältung, denn dafür sind Viren notwendig. Aber sie kann Beschwerden auslösen, die einer Erkältung ähneln.

Was passiert mit den Schleimhäuten bei Zugluft?

Die kalte Luft trocknet die Schleimhaut in Nase und Rachen aus, was die natürlichen Abwehrmechanismen schwächt. So können Viren leichter eindringen.

Wie schützt man sich am besten?

Regelmäßig und bewusst lüften, aber dabei direkte Luftströme vermeiden. Schütze empfindliche Körperstellen vor Kälte – besonders im Nacken.

Quellen

  • Eccles, Ronald  and Wilkinson, J. E. 2015. Exposure to cold and acute upper respiratory tract infection. Rhinology 53 (2) , pp. 99-106. 10.4193/Rhin14.239
  • Johnson, Claire and Eccles, Ronald  2005. Acute cooling of the feet and the onset of common cold symptoms. Family Practice 22 (6) , pp. 608-613. 10.1093/fampra/cmi072

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