Das Rückgrat der Gesellschaft stärken
Menschen, die im sozialen Sektor tätig sind, arbeiten häufig in beruflichen Umgebungen, in denen es kein klassisches Betriebliches Gesundheitsmanagement gibt. In puncto Gesundheit am Arbeitsplatz sind sie also in der Regel auf sich selbst gestellt. Das wollen die Betriebskrankenkassen mkk, Pronova BKK und Salus BKK ändern und gehen ab sofort gemeinsam mit der Fortführung des Präventionsprojekts betterplace well:being 2.0 an den Start.
In Zeiten multipler Krisen sind gerade die Menschen, die sich beruflich und ehrenamtlich für einen besseren sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft und eine gesunde Umwelt einsetzen, besonders herausgefordert. Oftmals erfüllen sie ihre Aufgaben unter schlecht abgesicherten Bedingungen. Gesundheitsförderung gehört für Jobs im sozialen Sektor nicht zum Standard. Verstärkt wird dieser Umstand seit einigen Jahren durch die zunehmende Digitalisierung und Dezentralisierung von Arbeitsumgebungen: bereits vor Beginn der Corona-Pandemie gab es die Tendenz, Arbeit vermehrt in Co-Working-Spaces und ins Homeoffice zu verlagern. Gesundheitlich betrachtet birgt dies neben vielen Vorteilen aber auch Risiken. Hier setzt das Präventionsprojekt betterplace well:being an: Gesundheit am Arbeitsplatz muss Menschen zugänglich gemacht werden, die aufgrund ihres sozialen Engagements stark mental beansprucht sind.
Erfolgreiche Pilotphase
betterplace well:being ist ein Projekt des betterplace lab und wird von der mkk, der Pronova BKK und der Salus BKK unterstützt. Es hat in den letzten zwei Jahren Personen, die sich hauptberuflich oder ehrenamtlich zivilgesellschaftlich engagieren, Zugang zu kostenfreien Workshops zur Stärkung individueller Kompetenzen für einen gesunden Umgang mit mentalen Belastungen ermöglicht. Das fünfteilige Online-Workshop-Programm hat, neben Impulsen des aus Trainerinnen und Trainern bestehenden Teams, auch Reflexionsübungen in Kleingruppen und Elemente der Körperarbeit integriert.
betterplace well:being 2.0
In den letzten zwei Jahren konnten das betterplace lab und die Kooperations-Betriebskrankenkassen im Rahmen eines Pilotprojekts Erkenntnisse sammeln, wie sich das Workshop-Programm auf die Engagierten auswirkt und Vertreter*innen der Zielgruppe konkret nach den Umständen und ihren speziellen Bedarfen befragen. "Als wir 2019 den ersten Prototypen des betterplace well:being-Programms ins Leben gerufen haben, wollten wir die Möglichkeit für gesündere und wirksamere Zusammenarbeit in der Zivilgesellschaft schaffen. Im Rahmen der Workshopreihen haben wir in den letzten zwei Jahren erprobt, ob sich Wellbeing – verstanden als Kompetenz-Set für einen gesunden Selbstkontakt – vermitteln lässt und stellten fest, dass das Angebot auf Erkenntnis- und Erfahrungsebene wirkt. Vor drei Jahren gingen wir mit dem Thema Wellbeing im Diskurs voraus. Heute wird selbstverständlicher über die Bedeutung der mentalen Gesundheit und die innere Dimension von Arbeit reflektiert. Gleichzeitig blicken wir auf einen krisengeschüttelten sozialen Sektor, der sich immer mehr den Grenzen seiner eigenen Veränderungsfähigkeit und Resilienz bewusstwerden muss. Wir sind überzeugt, dass es unser Programm mehr als zuvor braucht", sagt Isabel Gahren, Projektleitung von betterplace well:being. Das neue betterplace well:being Programm 2.0 läuft bis Ende 2024.
Zukunft des Präventionsprojekts
Die beteiligten Programmpartner haben sich Einiges vorgenommen, um das Projekt sukzessive weiterzuentwickeln. In der Projektfortsetzung soll daher konkret erforscht werden, wie Menschen mit Mehrfachbelastungen, Menschen mit Diskriminierungserfahrungen und mehr männliche Teilnehmende im sozialen Sektor zu Formaten der Prävention und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz angesprochen werden und wie das Angebot aussehen muss, dass sich an ihren Bedarfen orientiert.
Außerdem wird das Weiterbildungsmodul "Community Health Manager*in" entwickelt. Dieses baut auf dem bestehenden Konzept der Gesundheitslotsin bzw. des Gesundheitslotsen auf. Es ermöglicht zukünftig, Funktionen der Betrieblichen Gesundheitsförderung auch in Netzwerkorganisationen, New-Work-Organisationen sowie bei Klein- und Kleinstunternehmen umzusetzen.
Lutz Kaiser, Vorstand der Pronova BKK, sagt dazu: "In diesen Maßnahmen sehen wir ein Angebot, dass Gesundheitsförderung in neuen Arbeitsformen pilotiert und uns auf unserem Weg zum Gesundheitssystem der Zukunft begleitet. Gleichzeitig leisten wir einen wichtigen Beitrag für eine gerechtere und gesündere Gesellschaft."
Ute Schrader, Vorständin der Salus BKK zeigt auf: "Gerade in Zeiten multipler Krisen, stehen Menschen der engagierten Zivilgesellschaft unter großem Stress. Daher ist es uns ein Anliegen dieses Engagement durch Gesundheitsangebote zu fördern und zu unterstützen."
Andrea Galle, Vorständin der mkk, erklärt abschließend: "Da viele sozial Engagierte in beruflichen Umgebungen arbeiten, in denen es kein klassisches Betriebliches Gesundheitsmanagement gibt, ist es ihren eigenen Anstrengungen überlassen, wie und ob sie sich mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen. Mit unserem gemeinsamen Projekt betterplace well:being 2.0 möchten wir diese Lücke schließen und Menschen mit Gesundheitsangeboten erreichen, die sich auch jenseits des klassischen „nine to five-Jobs“ in neuen Arbeitsformen engagieren."
Weitere Informationen zum Projekt auf www.betterplace-lab.org/topics/wellbeing