Virtuell betreutes Wohnen
Eine Befragung der Charité Berlin im Rahmen des Innovationsfondsprojekts "Virtuell betreutes Wohnen" zeigt, dass Seniorinnen und Senioren positiv gegenüber digitalen Technologien eingestellt sind, wenn diese das Leben in der eigenen Häuslichkeit unterstützen. Angst vor Überwachung oder Vereinsamung empfinden sie so gut wie nicht. Im Modellprojekt "Virtuell betreutes Wohnen" in Berlin wird erprobt, wie mit einer Kombination aus technischer Betreuung und persönlicher Fürsorge eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung für ältere Menschen in den eigenen vier Wänden sichergestellt werden kann.
Länger selbstbestimmt auch im hohen Alter im eigenen Zuhause leben und doch dank digitaler Technik gut versorgt sein? Wie dieser Wunsch Realität wird, zeigt das interdisziplinäre Projektteam der Krankenkassen mkk, DAK-Gesundheit und BAHN-BKK sowie der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, dem sozialen Dienstleister SOPHIA Berlin, dem Gesundheitsunternehmen PHILIPS und der Charité-Universitätsmedizin Berlin mit dem Innovationsfondsprojekt "Virtuell betreutes Wohnen" in Berlin.
Gemeinsam erproben die Projektpartner den Einsatz digitaler Technologien wie z. B. AAL-Sensoren (Ambient Assisted Living = Altersgerechte Assistenzsysteme), die in den Wohnungen angebracht werden. Über die Sensoren werden kritische Veränderungen im alltäglichen Bewegungsmuster der Seniorinnen und Senioren registriert und als Warnzeichen an geschulte Quartiersassistentinnen des sozialen Dienstleisters SOPHIA Berlin weitergegeben.
Im persönlichen Kontakt können so frühzeitig präventive Maßnahmen ergriffen und bedarfsgerecht ärztliche und pflegerische Leistungen koordiniert werden. Für den Notfall sind die Haushalte zudem mit einem Hausnotruf mit automatischer Sturzerkennung ausgestattet.
Senioren befürworten digitale Unterstützung für Zuhause
Eine aktuelle Befragung der Charité, die als wissenschaftlicher Partner das Modellprojekt begleitet, zeigt bei rund 300 befragten Seniorinnen und Senioren im Rahmen des Projekts eine positive Einstellung gegenüber den digitalen Gesundheitstechnologien bei "Virtuell betreutes Wohnen". Besonders hervorgehoben wurde von den älteren Menschen die Möglichkeit, länger in der eigenen Häuslichkeit wohnen zu können (61%) und im Notfall nicht alleingelassen zu sein (67%). Bedenken hinsichtlich einer "Überwachung" bestanden für den Großteil der Befragten (85%) kaum, ebenso wenig wie die Sorge vor verringerten Sozialkontakten zu Angehörigen und Freunden (91%) falls die sich weniger um die Seniorinnen und Senioren kümmern.
Allerdings gibt über die Hälfte der Befragten an, sich im Umgang mit Technik eher überfordert zu fühlen (56 %). "Diese Daten geben uns erste Hinweise zu Einstellungen der Zielgruppe gegenüber Technologien zur Gesundheitsförderung", sagt Dr. Jan Zöllick, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim evaluierenden Institut der Charité. "Dies ist wichtig, um zielgruppenspezifische Anwendungen zu entwickeln. Daher sind wir gespannt, inwieweit sich diese Einstellungen der Teilnehmenden im Laufe des Projekts bei wachsender Erfahrung mit den AAL-Sensoren verändern und wie das System nach der Laufzeit abschließend bewertet wird," so Zöllick.
Niederschwellige Teilnahme bei "Virtuell betreutes Wohnen"
Für eine Teilnahme an dem Modellprojekt sind keinerlei Technikkenntnisse seitens der Bewohner erforderlich, da die digitalen Geräte nicht von ihnen bedient werden müssen. Die Technik lässt sich unkompliziert und ohne bauliche Maßnahmen in den Wohnungen anbringen. Interessierte Seniorinnen und Senioren ab 75 Jahren, die im Osten Berlins wohnen und bei den Krankenkassen mkk, DAK-Gesundheit und BAHN-BKK versichert sind, können sich noch bis Ende September 2021 in das Projekt einschreiben lassen. Die Teilnahme an "Virtuell betreutes Wohnen" ist kostenfrei.
Weitere Informationen auf der Website von Virtuell betreutes Wohnen.