Prüfen, Rufen, drücken: Betriebskrankenkassen wollen Notfallwissen stärken
Mehr als 50.000 Menschen erleiden in Deutschland pro Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses.
Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben. Nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss beginnt das Gehirn unwiederbringlich zu sterben. Eine wichtige Zeit, in der auch Laien mit einer sofortigen Herzdruckmassage Leben retten können, bevor der Rettungsdienst am Notfallort eintrifft.
Die Angst, etwas falsch zu machen, verhindert allerdings oft die notwendige Ersthilfe. Nur 37 Prozent trauen sich im Ernstfall eine Herzdruckmassage zu. Auf dieses Missverhältnis wollen die Betriebskrankenkassen in der "Woche der Wiederbelebung" vom 17. – 23. September 2018 aufmerksam machen.
"Hier können wir viel von den skandinavischen Ländern lernen. Dort greifen beherzt über 70 Prozent der Bevölkerung im Notfall ein. Eine Reanimation kann die Überlebenschancen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand verdoppeln bis verdreifachen. Es trauen sich noch zu wenige, helfend einzugreifen. Die Betriebskrankenkassen möchten einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Quote von Reanimationen durch Laien erhöht. Leben retten kann jeder. Es fehlt nicht das Wissen, sondern oftmals nur der Mut", erklärt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes e. V.
Angestoßen hat die Initiative die Berliner Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union (mkk). Im Jahr 2016 startete die mkk für Ihre 1.000 Mitarbeiter und über 500.000 Versicherten das Projekt "Herzenssache".
"Als gesetzliche Krankenkasse sehen wir unseren Part nicht nur in der Aufklärung der Versichertengemeinschaft, sondern wir übernehmen seit zwei Jahren gesellschaftliche Verantwortung mit unserem Projekt. Unser Angebot richtet sich an Arbeitgeber, Kitas, Schulen und Sportvereine und leistet einen entscheidenden Beitrag, um die Laienausbildung in Deutschland als "Wissens-Muss" in allen Lebenswelten zu etablieren", betont Andrea Galle, Vorständin der mkk.
Der Initiative der mkk haben sich weitere Betriebskrankenkassen angeschlossen. In der "Woche der Wiederbelebung" machen BKK mit Informationen an ihre Versicherten, Veranstaltungen und/oder Schulungen auf die einfache Lebensrettung im Notfall aufmerksam. Es ist wichtig Notfall-Wissen zu verbreiten, damit Leben gerettet wird.
Initiativen des BKK Systems in der Woche der Wiederbelebung:
"Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen": Mit Schuljahresbeginn 2017/18 ist das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren an 100 ausgewählten Schulen in Nordrhein-Westfalen gestartet. Der BKK-Landesverband Nordwest stellt für das Jahr 2018 bis zu 60.000 Euro zur Anschaffung der Übungspuppen zur Verfügung. Das Projekt richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse und enthält einen Theorie- sowie einen Praxisteil. Unterstützt wird die Initiative des BKK Landesverbandes Nordwest durch die BKK-Lebensretter-App. Sie soll Notfallrettungskurse nicht ersetzten, führt aber im Ernstfall selbsterklärend durch die notwendigen Schritte einer Herzmassage: Prüfen-Rufen-Drücken.
"Berliner Schülerinnen und Schüler retten leben" – das jedenfalls ist die Idealvorstellung mehrerer Einrichtungen in Berlin, die sich dafür einsetzen, dass das Schulfach Reanimation auf die Lehrpläne der Hauptstadtschulen kommt. Am 17. September diskutieren darüber Prof. Dr. Christian von Heymann, Chefarzt Vivantes Klinikum am Friedrichshain, Dr. Stephan Kurz, Facharzt für Anästhesiologie und Notfallmedizin sowie Markus Kamrad, Leiter Politik und Unternehmenskommunikation der mkk im Weißen Saal des Deutschen Herzzentrums Berlin, Augustenburger Platz 1.
Notfallkärtchen und einen Risikotest Herzinfarkt können sich die Versicherten der BKK Technoform in allen niedersächsischen und baden-württembergischen Geschäftsstellen der Krankenkasse im Oktober abholen. Außerdem werden im Rahmen der Herzwochen 2018 (1. bis 30. November) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von fünf Trägerunternehmen über den Herz-Kreislauf-Stillstand, die Prävention und Rettungsmaßnahmen informiert.
BKK Dachverband