Versorgung mitgestalten
Pandemie, Klimawandel, Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems - wir stehen aktuell vor Herausforderungen, die die Versorgung weiter verändern werden und Akteure im Gesundheitswesen dazu motivieren, neue Wege zu gehen. Die Wegweiser stehen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung: Versorgungsstrukturen verbessern, die Grenzen zwischen den Sektoren abbauen und digitale Prozesse vorantreiben. Es ist die gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten, diese neuen Wege mutig zu beschreiten, damit die Versorgung von morgen digitaler, nachhaltiger und individueller wird.
Gesundheitsversorgung mitzugestalten, als Lotsin unsere Kundinnen und Kunden durch das Gesundheitssystem zu navigieren, damit sie eine bestmögliche Versorgung erhalten – das ist unser Anspruch und Auftrag. Um diese Rolle auszufüllen, reicht es nicht, Leistungen zu bewilligen, sondern es kommt darauf an, Strukturen der heutigen Regelversorgung immer wieder in Frage zu stellen, Kundinnen und Kunden zur digitalen Gesundheitskompetenz zu befähigen, innovative Partnerschaften einzugehen und Brüche in der Versorgung zu vermeiden.
Regelversorgung weiter gedacht
Rahmenbedingungen, die sich ständig ändern, erfordern eine flexible Gesundheitsversorgung. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig schnelle Reaktionen sind. Sie war ein wichtiger Treiber, digitale Prozesse zu beschleunigen, und hat den Weg für unterschiedliche E-Health-Lösungen bereitet.
Bleibt die Regelversorgung in ihrer bisherigen Form erhalten, so wird ein relativ stabiles, jedoch aufgrund verteilter Budgets starres System zementiert. Wollen wir die Versorgung besser machen, müssen wir die Regelversorgung permanent hinterfragen und gleichzeitig eine Grundlage legen, Innovationen voranzubringen und neue Versorgungsangebote zu gestalten.
Neue Versorgungsangebote
Der Innovationsfonds ist eine Möglichkeit, im System der Regelversorgung Impulse zu setzen und Weiterentwicklungen der Versorgung anzustoßen. Mit STEP.De – einer Bewegungstherapie bei leichten bis mittelschweren Depressionen – haben wir einen aktiven Part geleistet. Als Modellprojekt in der Region Berlin-Brandenburg angelegt, kann diese neue Versorgungsform nach Prüfung der Evaluationsergebnisse in die Regelversorgung überführt werden und steht dann allen gesetzlich Versicherten zur Verfügung.
Diese Entwicklung ist im Hinblick auf den massiven Anstieg von seelischen Belastungen in allen Altersgruppen relevant, vor allem vor dem Hintergrund des Versorgungsengpasses in der psychotherapeutischen Versorgung.
Bewegung als Therapie
Zudem bieten wir mit Invirto eine digitale Angsttherapie an. Diese App können alle gesetzlich Versicherten als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) verordnet bekommen. Doch uns war besonders wichtig, dass die Kundinnen und Kunden während der Nutzung auch auf eine persönliche Begleitung vertrauen können. Daher erhalten sie im Rahmen eines Selektivvertrags zusätzlich zu den Inhalten der App eine individuelle psychotherapeutische Betreuung.
Über die Regelversorgung hinaus geht auch die Kooperation mit dem Start-up Denton. Als einzige Krankenkasse bieten wir in Zusammenarbeit ein digitales Gebissabdruckverfahren an. Zahnprobleme wirken sich oft auf den gesamten Körper aus. Folgen können unter anderem Verspannungen sowie Rücken- und Kopfschmerzen sein. Mit dem digitalen Verfahren ist es möglich, die gesunde Ausgangslage des Gebisses festzuhalten. Diese Daten helfen dabei, den ursprünglichen Zahnstatus zu rekonstruieren und Beschwerden zu lindern.
Gesundheitskompetenz
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Digitalisierung geht jeden an
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Innovationen erfordern nicht nur den Blick über den Tellerrand und den Ausbau des Angebots. Die besten digitalen Angebote machen nur dann Sinn, wenn Kundinnen und Kunden sie anwenden können.
Unsere Aufgabe ist es, den Menschen bewusst zu machen, dass die Digitalisierung einen Gewinn für ihr persönliches Leben und ihre Gesundheit bedeutet: unkomplizierter Zugang zu guter Versorgung und E-Health-Angeboten, kürzere Wege und Wartezeiten – in Summe mehr Komfort und Lebensqualität – unabhängig vom Wohnort.
Deshalb haben wir als eine der ersten Krankenkassen eine Satzungsleistung zur "Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz" nach § 20k SGB V auf den Weg gebracht. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, dass wir in verschiedenen Veranstaltungsformaten Interessierte regelmäßig zu digitalen Gesundheitsthemen schulen.
Mit Partnern lernen
Auch wir als Krankenkasse lernen, neue Wege in der Entwicklung von Produkten zu gehen und außergewöhnliche Partnerschaften einzugehen.
Interne Plattformen wie Trend-Meetings mit Mitgliedern unterschiedlicher Fachbereiche, das "Testlabor" VBU.labs mit 206 Probandinnen und Probanden oder Pitch-Days sind Instrumente, die wir nutzen, um Produkte (weiter) zu entwickeln. Daraus resultierte zum Beispiel die Kooperation mit dem Start-up BetterPhysio, das die Nola-App entwickelt hat. Die digitale Physiotherapie können alles Kundinnen und Kunden nutzen. Mittlerweile wurde das Angebot um digitale Arztsprechstunden erweitert. In einem weiteren Vertrag stellen wir die App im Rahmen von ergänzenden Rehabilitationsleistungen allen Patientinnen und Patienten zur Verfügung.
Eine weitere von unseren Innovationsmanagerinnen und -managern ins Leben gerufene Kooperation ist die Zusammenarbeit mit dem Start-up Voiceagenten. Mit dem Sprachassistenten Alexa-Skill Waldbaden kann das Resilienz-Training auch zu Hause durchgeführt werden – besonders geeignet für Menschen, die mobil eingeschränkt sind oder gerade keine Möglichkeit haben, zur Entspannung in die Natur zu gehen.
"Wir sind nicht nur wahnsinnig stolz auf das Ergebnis, sondern auch sehr glücklich, dass die jederzeit großartige Zusammenarbeit mit der mkk ein voller Erfolg war! Es ist beeindruckend, was entstehen kann, wenn zwei Welten aufeinandertreffen", schreibt Yannic Maurer, Co-Founder der Voiceagenten, über die Zusammenarbeit mit uns.
Wir befinden uns in einem digitalen Veränderungsprozess, der sich maßgeblich auf die Versorgung auswirkt. Er ermöglicht die Zusammenarbeit mit innovativen Partnern auf Augenhöhe und verbessert die Wege zwischen den Akteuren im Gesundheitssystem: Digitale Technologien beschleunigen Abläufe, erleichtern den Patienten die Behandlung und tragen dazu bei, Versorgungsqualität zu sichern.
Grenzen abbauen
Innovationskraft wirkt dann, wenn alle Beteiligten im Gesundheitswesen an einem Strang ziehen. Eine optimale Versorgung steht oftmals in Konflikt mit der historisch bedingten sektoralen Trennung – mit separaten Regelungen für die Leistungserbringung, die Versorgungsplanung und die Vergütung. Um Kosten zum Beispiel für Doppeluntersuchungen zu vermeiden und Patientinnen und Patienten lange Arztreisen zu ersparen, sollte eine strukturierte Versorgung Grundlage sein.
Einen Ansatz dafür bietet das Projekt CFS_CARE, in dem Therapiekonzepte für das Chronische Fatigue-Syndrom entwickelt werden. Betroffene durchlaufen unterschiedliche fachärztliche Untersuchungen und erhalten anschließend eine individuell abgestimmte Reha-Maßnahme. Diese Arbeit ist im Hinblick auf die Folgen der Coronapandemie wichtig, weil eine Covid-Erkrankung als Langzeitfolge Fatigue nach sich ziehen kann.
Eine verbesserte Kommunikation der beteiligten Behandler verspricht auch das digitale Entlassmanagement, entwickelt vom Start-up Recare. Leistungserbringern, Krankenhäusern und Reha-Kliniken steht eine Online-Plattform zur Verfügung, mit deren Hilfe Prozesse zwischen Krankenhausaufenthalt und anschließenden Reha-Maßnahmen digitalisiert und entbürokratisiert werden können. Somit können Patientinnen und Patienten eine schnelle Anschlussheilbehandlung erhalten.
Als beteiligte Pilot-Krankenkasse ist es uns wichtig, die Weichen für einen Systemwechsel in Richtung einer patientenzentrierten Versorgung zu stellen. Und das gilt nicht nur bei diesem Projekt, sondern bei allen Aufgaben und Herausforderungen, die dazu beitragen, das Gesundheitswesen mit- und fortzugestalten, wobei die Kundinnen und Kunden stets im Fokus stehen.
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