Innovation in der Pflege
Sie nennen sich "P-Team", sind unter 30 Jahre und bringen Schwung in die Prozesse der Pflegekasse bei der mkk. Timo Sauer und seine Kolleginnen haben das Versorgungsradar "Vera" entwickelt. Das Datenmodell berechnet die Wahrscheinlichkeit, ob jemand durch Krankheit oder Unfall plötzlich auf fremde Hilfe angewiesen sein wird. Dank Vera erhalten die Kolleginnen und Kollegen der Pflegekasse einen Hinweis, wenn sich ein Risiko der Pflegebedürftigkeit abzeichnet. So können sie frühzeitig Unterstützung und Beratung anbieten und helfen, die notwendigen Anträge bei der Pflegekasse zu stellen.
Herr Sauer, wie kam es zu der Idee, ein Pflegeradar ins Leben zu rufen?
Wir wollten nicht erst etwas für die Kunden tun, wenn sie den Antrag auf Pflegeleistungen stellen. Denn häufig vergeht zu viel Zeit zwischen dem Bemerken, dass man nicht mehr allein unbeschwert leben kann, und dem Moment, in dem man dann den Antrag auf Pflegeleistungen stellt. Diese Lücke schließen wir mithilfe des Pflegeradars.
Wie ermittelt das Pflegeradar die drohende Pflegebedürftigkeit?
Krankenkassen haben Daten, wenn jemand im Krankenhaus liegt. Wir schauen mit statistischen Berechnungen, wie wahrscheinlich es ist, dass aus der Diagnose eine Pflegebedürftigkeit folgen kann. Ist die Wahrscheinlichkeit hoch, setzen wir uns mit dem Kunden oder seinen Angehörigen in Verbindung und bieten unsere Beratung an.
Fühlen sich die Kunden nicht belästigt?
Im Gegenteil. Meist freuen sie sich, dass sie von uns hören. Wir klären mit ihnen, wie es nach dem Krankenhaus weitergehen kann: ob sie eine Reha oder persönliche Unterstützung durch Pflegekräfte benötigen. Wir nehmen den Antrag auf Pflegeleistungen ja auch telefonisch auf und leiten ihn an den Medizinischen Dienst weiter. Der persönliche Kontakt beschleunigt die Bearbeitungsprozesse. Und Zeit ist ein wichtiges Kriterium, wenn es um Pflegegutachten und um Leistungen für die Pflege geht.
Warum liegt der Pflegekasse so viel daran, so früh wie möglich eine Pflegebedürftigkeit zu erkennen?
Jeden kann das Schicksal ereilen, pflegebedürftig zu werden, nicht nur im Alter. Wenn wir die Pflegebedürftigkeit aber in einem frühen Stadium erkennen, können wir früh nach geeigneten Präventionsmaßnahmen suchen, mit denen sich Folgen oder Eskalationen minimieren lassen. Also wenn jemand noch laufen kann, bieten wir Sturzprävention an oder gezielte Physiotherapie, damit die Betroffenen schneller zu Kräften kommen. Oft ist es ja so, dass nach dem Pflegegrad 2 bald der Pflegegrad 3 oder höher folgt. Insofern zählt das rechtzeitige Erkennen einer Pflegebedürftigkeit zur Prävention.
Erfolge des Versorgungsradars Vera
Wie gesagt, pflegebedürftig zu sein – dieses Schicksal kann jeden ereilen. Nicht nur im Alter, auch in jungen Jahren können Menschen durch Krankheit oder Unfall plötzlich auf fremde Hilfe angewiesen sein. Bei bestimmten Krankheitsbildern steigt allerdings das Risiko, pflegebedürftig zu werden.
Prognostiziert das Versorgungsradar der mkk eine drohende Pflegebedürftigkeit, nehmen die Pflegeberater sofort Kontakt zu dem Kunden, zu der Kundin, auf. Sie rufen an oder schreiben einen Brief und bieten ihre Hilfe an. Damit der Weg vom Antrag bei der Pflegekasse bis zum Pflegegutachten des Medizinischen Dienstes und dem Bescheid der Pflegekasse möglichst kurz bleibt.
Bereits in der Testphase des Versorgungsradars "Vera" traf bei jedem Dritten die Prognose auf Pflegebedürftigkeit zu. Die Menschen stellten noch im Krankenhaus einen Pflegeantrag. Die Pflegekasse der mkk beauftragte daraufhin die Gutachter des Medizinischen Dienstes.
Die Grafik dokumentiert die Einstufungen in die jeweiligen Pflegestufen während der Testphase 2021.
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