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Gendermedizin

Heute wird auf nahezu allen medizinischen Gebieten vom Mann ausgegangen. Forschung und Diagnostik ignorieren geschlechterspezifische Unterschiede weitgehend. Das ist ein systemisches Problem. Dabei profitieren von individualisierter Medizin beide Geschlechter.

Eine Frau hält ein Glas mit Wasser und eine Tablette in den Händen

Medizinische Studien werden häufiger an Männern vorgenommen, die Ergebnisse aber ohne große Bedenken zur Behandlung von Frauen verwendet. Ein gutes Beispiel sind Medikamente. Geschlechterspezifische Unterschiede von Wirkung und Nebenwirkungen wird in Patienteninformationen wie dem Beipackzettel jedoch kaum bis gar nicht Rechnung getragen.

Pharmakonzerne scheuen den Aufwand, Probandinnen systematisch und proportional in die Medikamentenstudien einzubeziehen. Arzneimittelforschern und Pharmaunternehmen wird aktuell lediglich gesetzlich empfohlen, Medikamente, die Männern und Frauen verschrieben werden, auch an Frauen zu testen und geschlechterspezifisch auszuwerten. Andere Länder wie Kanada, die USA, die Niederlande oder die skandinavischen Staaten sind da schon weiter.

Gendermedizin ist gut für beide Geschlechter

Nicht nur bei Medikamenten fällt der geschlechterspezifische Unterschied auf, auch bei der Diagnose von Krankheiten gibt es Unterschiede. Viele Herzinfarkt-Todesfälle bei Frauen zum Beispiel ließen sich vermeiden, wenn man die Symptome richtig deuten würde. Die Diagnose Herzinfarkt bei Frauen und somit ihre Überlebenschancen sind noch zu häutig ein Produkt des Zufalls.

Auch Männer profitieren von geschlechtsspezifischer Medizin. Viele Gesundheitsangebote etwa sind in ihrem Wording noch sehr auf Frauen ausgerichtet. In den Gesundheitskursen der Krankenkassen ist nur jeder vierte bis fünfte Teilnehmer ein Mann. Fehldiagnosen gibt es auch hier: Osteoporose gilt beispielsweise als eine typische Frauenerkrankung.

Deshalb wird diese Diagnose bei Männern oft nicht in Erwägung gezogen, die Krankheit entsprechend nur selten behandelt. Ferner zeigen Männer andere Depressionssymptome als Frauen, weshalb ihre Form der Depression häufig übersehen wird.

Vorständin Andrea Galle

"Solange Expertengremien überwiegend mit Männern besetzt sind, wird es sich auf die Behandlungsempfehlungen und somit unmittelbar auf die Gesundheit der Patienten auswirken.

Das kann – gerade für Patientinnen – mehr ausmachen als den 'kleinen Unterschied'".

Andrea Galle, Vorständin der mkk

Zeit für Veränderung

Viele der genannten Fakten sind längst bekannt. In die medizinische Ausbildung fließt dieses Wissen jedoch nicht systematisch ein. Was können beziehungsweise müssen wir tun?

Wir müssen die Entscheidungsstrukturen des Gesundheitssystems anpassen und die Vielfalt der Perspektiven erhöhen. In Deutschland werden 70 Prozent der Arbeit in Gesundheits- und Pflegeberufen von Frauen verrichtet. Bei den Pflegekräften, im Rettungsdienst und in der Geburtshilfe ist ihr Anteil sogar noch höher. In Medizinstudiengängen sind 63 Prozent der Hörsaalplätze von Frauen besetzt.

Obwohl seit mehr als zwanzig Jahren in Deutschland mehr Frauen als Männer Medizin studieren, sind laut einer Erhebung des Deutschen Ärztinnenbundes immer noch knapp 90 Prozent der Lehrstühle und Klinikdirektionen von Männern besetzt. Neun von zehn Forschungsbereichen an Universitäten werden von einem Mann geleitet.

All das ist in vielfacher Hinsicht problematisch:

  • Erstens ist es wie in allen anderen Branchen eine Frage der Gerechtigkeit, Repräsentation und Teilhabe.
  • Zweitens werden – gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen – enormes Know-how und viele Potenziale nicht ausgeschöpft. Dass Diversität zu besseren Management-Ergebnissen führt, ist hinlänglich erforscht.
  • Drittens ist es fatal für die medizinische Versorgung. In den Kommissionen und Gremien, die wichtige Entscheidungen für alle Menschen treffen, dominieren männliche Vertreter.

Ziel sollte sein, Frauen und Männer als Patientinnen und Patienten gleich zu behandeln. Das wird jedoch nur dann gelingen, wenn die weibliche Perspektive stärker repräsentiert wird.

BKK VBU Geschäftsbericht 2020

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